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Ringvorlesung SS 2011: Die Amerikas - Gesellschaft, Staat und Wirtschaft

 

Achtung Raumänderung: Der Vortrag "Gesundheitssysteme in Lateinamerika" von Herrn Jens Holst am 07.06.2011 findet in Hörsaal A2 statt!

Gesundheitssysteme in Lateinamerika im Hinblick auf universelle Absicherung und soziale Gerechtigkeit

Gesundheitssysteme in Lateinamerika im Hinblick auf universelle Absicherung und soziale Gerechtigkeit

Allgemeines

Seit vielen Jahren veranstalten das Lehr- und Forschungszentrum Lateinamerika und der Arbeitskreis Spanien-Portugal-Lateinamerika eine Ringvorlesung zu Kultur-, Politik- und Wirtschaftswissenschaftlichen Themen mit Lateinamerikabezug.

Die Vortragsreihe richtet sich an Studierende aller Fakultäten der Universität zu Köln, an GasthörerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit und umfasst Beiträge herausragender nationaler und internationaler Experten verschiedener Fachbereiche.

Im Sommersemester 2011 wird die Ringvorlesung erstmals in Kooperation mit dem Kölner Professional Center und dem Kompetenznetz Lateinamerika veranstaltet. Der thematische Fokus wird daher auf den gesamten Kontinent ausgeweitet.

Die Amerikas - Gesellschaft, Staat und Wirtschaft

Im Sommersemester 2011 wird sich die Ringvorlesung mit dem thematischen Schwerpunkt „Die Amerikas - Gesellschaft, Staat und Wirtschaft” beschäftigen. Schon in präkolumbischer Zeit war der amerikanische Kontinent durch verschiedene Kulturen geprägt. Nach der „Entdeckung“ durch die Europäer bildeten sich zwei Subkontinente heraus: das angelsächsische Amerika und Lateinamerika.

Im 20. Jahrhundert spielte Lateinamerika lange nur als „Hinterhof der USA“ eine Rolle im Weltgeschehen. Doch neben fortdauernder Asymmetrien führen die Veränderungsprozesse der letzten Dekaden zu zunehmender Verflechtung der interamerikanischen Beziehungen. In den letzten zwei Jahrzehnten setzten sich Veränderungsprozesse in Gang, die Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sowohl Nord- als auch Südamerikas neu konfigurieren. Gleichzeitig dauern alte Probleme an, beispielsweise in Form von sozialer Ungleichheit oder Landmonopolen.

Der Fokus dieser Ringvorlesung liegt einerseits auf der Interrelation der „Amerikas“, andererseits werden für die Entwicklung ausgewählter Kulturräume bedeutende Aspekte, aktuelle Themen, sowie Schlüsselaspekte der komplexen Wandlungsprozesse der Amerikas interdisziplinär beleuchtet.

Anmeldung und Zertifizierung

Alle Teilnehmer können nach dem regelmäßigen Besuch der Ringvorlesung und bestandener Prüfungsleistung eine Teilnahmebescheinigung vom Professional Center erhalten; für externe Teilnehmer entfällt die Prüfungsleistung.

Für Bachelor-Studierende besteht zusätzlich die Möglichkeit, sich die Ringvorlesung im Studium Integrale mit 3 Leistungspunkten anrechnen zu lassen.

Die Anmeldung zur Veranstaltung ist vom vom 10.3. bis 25.4. auf der Internetseite des Professional Centers möglich (http://www.professionalcenter.uni-koeln.de/amerikas.php).

Eine Ausnahme gilt für Studierende des Masterstudienganges Regionalstudien Lateinamerika: Die Anmeldung zur Veranstaltung erfolgt für diese vom 10.03.2011 bis 25.04.2011 per E-Mail an lfzl-mailSpamProtectionuni-koeln.de. Da die Ringvorlesung für die Masterstudierenden Teil des Ergänzungsmoduls ist, entfällt die Klausur und wird durch das Verfassen eines Stundenprotokolles ersetzt.

Termine im Sommersemester 2011

Die Ringvorlesung findet jeweils dienstags, 17:45 - 19:15 Uhr, in Aula 2 im Hauptgebäude statt.

12.04.2011

Weltmacht, Demokratie und Weltordnung. Die Moral in der Außenpolitik der USA

Klaus Schwabe (Aachen)

19.04.2011

Demokratie und soziale Ungleichheit - Die Linke in Lateinamerika zwischen Anspruch und Wirklichkeit

Wolfgang Muno (Mainz)

26.04.2011

Städte aus Lehm, Krebsdämon und Golderdnüsse - frühe Staaten in Peru

Karoline Noack (Bonn)

03.05.2011

Mütter, Hausfrauen und Aktivistinnen: Frauen in sozialen Bewegungen in Lateinamerika in historischer Perspektive

Barbara Potthast (Köln)

10.05.2011

Das Regieren der Favela in Rio de Janeiro: Das Zusammenspiel von Staat, Bewohnervereinen und Drogengangs

Stephan Lanz (Frankfurt a. d. Oder)

17.05.2011

Transnationaler Film und die Grenze USA - Mexiko

Markus Heide (Berlin)

24.05.2011

"Nobody Knows What White People Eat": Zeitgenössische Nordamerikanische Comedy und Critical Whiteness Studies

Martin Lüthe (München)

31.05.2011

Free Africans', Atlantic Slavery, and the Americas

Daryle Williams (Maryland)

07.06.2011

Gesundheitssysteme in Lateinamerika im Hinblick auf universelle Absicherung und soziale Gerechtigkeit

Jens Holst (Berlin)

14.06.2011

Vorlesungsausfall wegen Pfingstferien

 

21.06.2011

Globalisierte Enteignung - Die neue Landnahme in Lateinamerika

Thomas Fritz (Berlin)

28.06.2011

Die indigenen Völker beider Amerikas: von ausgegrenzten Minderheiten zu Vorreitern alternativer Politik?

René Kuppe (Wien)

05.07.2011

Zwischen Integration und Fragmentierung: Regionale Zusammenarbeit in Lateinamerika

Peter Birle (Berlin)

12.07.2011

Klausur

 

Abstracts

An dieser Stelle finden Sie die Abstracts zu den jeweiligen Vorträgen, soweit uns diese von den ReferentInnen bereits zur Verfügung gestellt wurden.

Weltmacht, Demokratie und Weltordnung. Die Moral in der Außenpolitik der USA

12.04.2011 (Klaus Schwabe, Aachen)

Der Vortrag möchte eine Verbindung herstellen zwischen den demokratischen Ursprüngen der Vereinigten Staaten und ihrem Aufstieg zu einer Weltmacht im 20. Jahrhundert. Typisch war dabei die Hoffnung, Konflikte in einer Weise beilegen zu können, dass sie das Konzept einer friedlichen Weltordnung voranbrachten (Völkerbund, Vereinte Nationen, Organisation der amerikanischen Staaten, Europäische Gemeinschaft). Auch die Freiheitsagenda des Präsidenten George W. Bush für die arabische Welt gehört in dieses Konzept.

Es wird zu erörtern sein, inwieweit sich dieses Ziel mit den amerikanischen Wirtschafts-, Sicherheits- und Finanzinteressen vereinbaren ließ und verwirklicht worden ist.

 

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Demokratie und soziale Ungleichheit - Die Linke in Lateinamerika zwischen Anspruch und Wirklichkeit

19.04.2011 (Wolfgang Muno, Mainz)

Soziale Ungleichheit war immer ein zentrales Problem lateinamerikanischer Gesellschaften. Die Einkommensverteilung ist in Lateinamerika ungleicher als in allen anderen Weltregionen. Eine große Ungleichheit ist aus demokratietheoretischer Sicht problematisch, dennoch hat sich Lateinamerika nicht nur demokratisiert in den 80er Jahren, die Demokratien erwiesen sich als erstaunlich widerstandsfähig. Allerdings hat sich die Ungleichheit in den 90er Jahren im Kontext marktwirtschaftlicher Reformen eher noch verstärkt.

In den letzten Jahren, seit der Wahl Hugo Chávez' zum Präsidenten Venezuelas 1998, sind in den meisten Ländern Lateinamerikas linke Regierungen gewählt worden. Dabei ist wichtig, dass es keinen monolithischen Linksblock gibt, zwei wesentliche Strömungen lassen sich identifzieren, eine radikale (z.B. Venezuela, Bolivien, Ecuador) und eine moderate Linke (z.B. Brasilien, Chile, Uruguay).

Aber gemeinsamer Anspruch der Linken war und ist, eine spürbare Verbesserung der sozialen Situation und eine Verringerung der Ungleichheit zu erreichen. Es stellt sich nun, nach mehr als 10 Jahren, die Frage nach einer Zwischenbilanz. Was haben die verschiedenen linken Regierungen eigentlich gemacht?

Und hat sich die soziale Situation tatsächlich verbessert, ist die Ungleichheit in Lateinamerika geringer geworden?

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Städte aus Lehm, Krebsdämon und Golderdnüsse - frühe Staaten in Peru

26.04.2011 (Karoline Noack, Bonn)

Die Küste der nördlichen Zentralanden – des heutigen Peru – war der Schauplatz entscheidender historischer Prozesse. Über Tausende von Jahren sind deren Spuren zu verfolgen: von denen der Jäger und Sammler über die erste Kultivierung von Pflanzen bis hin zu komplexen Gesellschaften auf der Basis einer Bewässerungslandwirtschaft und der Ausbeutung maritimer Ressourcen. Eine solche lange historische Dauer kann nur in sehr wenigen Gebieten kontinuierlich dokumentiert werden. Für die Moche-Gesellschaft, bekannt geworden durch die Grabfunde von Sipán, aber auch durch die Ausgrabungen in der „Huaca de la Luna“ oder im Komplex „El Brujo“, ist die erste Staatenbildung in dieser Region belegt. Der Krebsdämon gehörte dabei zu den wichtigsten Gottheiten des Pantheons der Moche-Theokratie und stand mit dem Meer und Wasserquellen in Verbindung. Erdnüsse hingegen, als Schmuck in Gold und Silber gearbeitet, verweisen dank ihrer Eigenschaften wie das Reifen in einer Schale und Dauerhaftigkeit auf Bestattungskontexte, aber auch auf Szenarien der Wiedergeburt. Nach dem „Kollaps“ der Moche-Gesellschaft bildete sich mit dem Staat der Chimú eine neue politische Organisation heraus. Deren Hauptstadt Chan Chan war die größte „Stadt aus Lehm“ des vorspanischen Amerika. Der Vortrag gibt einen Überblick über die aktuellen Erkenntnisse der archäologischen und ethnohistorischen Forschung hinsichtlich der Entwicklung der frühen Staaten der nördlichen Zentralanden.

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Das Regieren der Favela in Rio de Janeiro: Das Zusammenspiel von Staat, Bewohnervereinen und Drogengangs

10.05.2011 (Stephan Lanz, Frankfurt a. d. Oder)

Auf der Basis des Foucault´schen Gouvernementalitätskonzepts analysiert der Vortrag die Formen des Regierens in den Favelas von Rio de Janeiro. Drogenbanden, Staatsapparate, Selbstorganisationen der Bewohner und evangelikale Kirchen sind dabei eng miteinander verflochten. Staatliche Regierungsformen pendeln in der Regel zwischen gewalttätigen Polizeieinheiten und partizipativ ausgerichteten Urbanisierungsprojekten. Damit gerät das Drogenregime, das die ökonomischen, sozialen und kulturellen Strukturen der Favela beherrscht, nicht nur zur Zielscheibe polizeilicher Interventionen sondern auch zum geheimen Partner der lokalen Governance. Die Agenda der sich im Schatten des Gewaltregimes ausbreitenden evangelikalen Kirchen wiederum läuft darauf hinaus, die als höllisch wahrgenommene Favela in einen gottgefälligen Ort zu verwandeln.

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„Nobody Knows What White People Eat“: Zeitgenössische nordamerikanische Comedy und Critical Whiteness Studies

24.05.11 (Martin Lüthe, München)

In einem theoretischen Beitrag zur amerikanischen Comedy diagnostiziert John Limon (2000) eine „Comedifizierung“ der Vereinigten Staaten, also einen quantitativen und qualitativen Bedeutungszuwachs von Comedy in der nordamerikanischen Kultur im späten 20. Und frühen 21. Jahrhunderts. Der Vortrag bedient sich dieser Diagnose als Ausgangspunkt für die Analyse der Formen und Funktionen zeitgenössischer nordamerikanischer Comedy, wobei der Fokus weniger auf einer detaillierten Diskussion der Formen (z.B. Comedy-Genres) als auf der Diskussion möglicher Funktionen von Comedy für die Kultur(en) der Vereinigten Staaten liegen soll. Als Prisma der Analyse dienen die Critical Whiteness Studies und somit Performanzen und Konstruktionen von kultureller „Otherness“ einerseits und „normativem Weiss-Sein“ andererseits, die zentral sind nicht nur für das Verständnis von Comedy, sondern allgemein für das Verständnis der Populärkultur Nordamerikas und ihrer Wirkungsmacht.

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Gesundheitssysteme in Lateinamerika im Hinblick auf universelle Absicherung und soziale Gerechtigkeit

07.06.11 (Jens Holst, Berlin)

Jahrelang machten die iberoamerikanischen Länder vor allem durch neoliberale Reformen von sich Reden. Schon früh bewegte sich Brasilien allerdings in eine andere Richtung. Heute bestimmen die Suche nach umfassender sozialer Sicherung und verbessertem Zugang für alle Bürger die Gesundheitspolitik der meisten Länder Mittel- und vor allem Südamerikas.

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Globalisierte Enteignung - Die neue Landnahme in Lateinamerika

21.06.11 (Thomas Fritz, Berlin)

Im Zuge der weltweit steigenden Nachfrage nach Agrargütern und der gleichzeitigen Verknappung fruchtbaren Landes erwerben internationale Anleger auch in Lateinamerika immer größere Ackerflächen. Doch was die einen als wachstumsfördernde Investitionen begrüßen, betrachten andere als neokolonialen Landraub. Der Vortrag schildert Triebkräfte und Akteure dieser neuen Landnahme, die Folgen für Mensch und Natur, die unterschiedlichen Reaktionen von Regierungen und sozialen Bewegungen sowie deren Widersprüche.

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Die indigenen Völker beider Amerikas: Von ausgegrenzten Minderheiten zu Vorreitern alternativer Politik?

28.06.2011 (René Kuppe, Wien)

Der Vortrag wirft ein Schlaglicht auf die jüngsten Entwicklungen der Rechte indigener Völker, wie etwa alternative Konfliktlösungen, konsensuale Politik, nachhaltige Bewirtschaftung natürlicher Ressourcen oder die von der kommunalen Justiz ausgehende Bestrebung der Entkolonialisierung des staatlichen Rechts.

Zwischen Integration und Fragmentierung: Regionale Zusammenarbeit in Lateinamerika

05.07.2011 (Peter Birle, Berlin)

Nach einer Phase der Stagnation zeichnet sich die Regionale Zusammenarbeit in Lateinamerika in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch vielfältige und dynamische Entwicklungen aus. Neben den seit längerem existierenden subregionalen Integrationsprozessen (Mercosur, Andengemeinschaft, SICA) haben sich seit Beginn des neuen Jahrtausends neue Ansätze wie die Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) und die Bolivarische Allianz für die Amerikas (ALBA) etabliert. Viele ältere Kooperations- und Integrationsmechanismen (z.B. die Lateinamerikanische Integrationsvereinigung ALADI oder die Rio Gruppe) bestehen weiter, ihr Verhältnis zu den neuen Ansätzen ist oft nicht geklärt. Und trotz zahlreicher multilateraler Foren setzen viele Regierungen in puncto Außenwirtschaft weiterhin vor allem auf bilaterale Abkommen. Zu diesen oft widersprüchlichen Dynamiken auf der intergouvernementalen Ebene gesellen sich grenzüberschreitende Prozesse wie die das Engagement zivilgesellschaftlicher Netzwerke und die verstärkten Aktivitäten multinationaler lateinamerikanischer Unternehmen. Der Vortrag skizziert die wichtigsten Entwicklungen auf dem Gebiet der regionalen Zusammenarbeit in Lateinamerika in den vergangenen Jahren und zeigt mögliche Perspektiven auf.

 

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