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Ringvorlesung Lateinamerika SS 2009: Ressourcen und Umwelt

Allgemeines

Die "Ringvorlesung Lateinamerika" bietet Vorträge zu lateinamerikanischen Themen aus den einzelnen Fachbereichen, die an den Studiengängen BA/MA Regionalstudien und Dipl. Regionalwissenschaften Lateinamerika beteiligt sind. Als Gastdozenten werden sowohl deutsche als auch ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen.

Über eine Mailingliste, auf die Sie sich in der ersten Sitzung eintragen, werden fortlaufend Texte und Dokumente zum Inhalt der einzelnen Sitzungen bereitgestellt sowie evtl. kurzfristige Änderungen bekannt gemacht. Von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern  wird erwartet, dass Sie sich anhand dieser Materialien auf die Gastvorträge vorbereiten und sich somit an der Diskussion beteiligen können. Zusätzlich zur Mailingliste werden die Texte in einem Ordner als Kopiervorlage in der Bibliothek der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischen Seminars I bereitgestellt.
Voraussetzung für den Erwerb der Credit Points im Rahmen des Studium Integrale der BA-Studiengänge oder eine sonstige Bescheinigung über aktive Teilnahme ist die Anfertigung eines Stundenprotokolls zu einer Sitzung.

Ressourcen und Umwelt

Im Sommersemester 2009 wird die Ringvorlesung Lateinamerika Themen behandeln, die sich mit Ressourcen und Umwelt in Lateinamerika auseinandersetzen.

Termine im Sommersemester 2009

Die Ringvorlesung Lateinamerika (5328) findet jeweils dienstags, 17:45 - 19:15 Uhr in Hörsaal F im Hörsaalgebäude statt.

14.04.2009

Globalisierung und Wissenschaft: Alexander von Humboldt und die Ressourcen Spanisch-Amerikas um 1800

Michael Zeuske (Köln)

21.04.2009

Ressourceneffizienz messen - Der Happy Planet Index und sein Potential am Beispiel Lateinamerikas

Nora Steurer

28.04.2009

Indigene Widerstandsstrategien gegenüber Ressourcenraubbau und Biopiraterie

Clarita Müller-Plantenberg (Kassel)

05.05.2009

Kulturlandschaften, Landnutzung und natürliche Ressourcen Lateinamerikas im Wandel

Hartmut Gaese (Köln)

12.05.2009

Von der Entdeckung zur Förderung ...oder auch nicht? Geplante Eisenerzförderung in Minas Gerais (Brasilien)

Dieter Gawora (Kassel)

19.05.2009

Entwicklung durch nachhaltige Ressourcennutzung in LA

Marina Kosmus (Frankfurt)

26.05.2009

Umweltprobleme im Eisernen Viereck, einem klassischen brasilianischen Bergbaugebiet

Patricia Roeser (Leipzig)

Pfingstferien

 

 

09.06.2009

Rohstoffreichtum: Fluch oder Segen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas?

Federico Foders (Kiel)

16.06.2009

Nachhaltig für wen? Die politische Ökonomie von Naturschutz und Ressourcennutzung in Lateinamerika

Andreas Grünewald (Wien)

23.06.2009

Ressource Mensch: Brain Drain - Nein Danke!

Kambiz Ghawami (Wiesbaden)

30.06.2009

Ressourcenfinanzierte Rüstungskäufe in Südamerika

Michael Radseck (Hamburg)

07.07.2009

Ressourcenreichtum in Lateinamerika: Verteilungskonflikte und Probleme nachhaltiger Entwicklung

Annegret Mähler (Hamburg)

14.07.2009

Der Schutz von genetischen Ressourcen und indigenem Wissen aus juristischer Perspektive

Stefanie Bucher (München)

21.07.2009

Wissen als Ressource. Die Rolle deutscher Akademiker in Argentinien

Sandra Carreras (Berlin)

Abstracts

An dieser Stelle finden Sie die Abstracts zu den jeweiligen Vorträgen.

Soweit die ReferentInnen Ihre Präsentation zur Verfügung gestellt haben, können Sie diese herunterladen.

Ressourceneffizienz messen - Der Happy Planet Index und sein Potential am Beispiel Lateinamerikas (Nora Steurer, Bonn)

21.04.2009

Ergebnisse sowie mögliche Begründungen für ausgewählte Länder Zentral- und Südamerikas
Es ist eine aktuelle und drängende Herausforderung, die Balance zwischen einem ?guten Leben?, also einem hohen oder zumindest angemessenen Lebensstandard und einem Ressourcenverbrauch, der die Kapazitäten der Erde nicht überbeansprucht, zu finden. Umso wichtiger ist es, die Leistungen einzelner Länder und Regionen zu genau dieser Herausforderung zu messen um so erkennen zu können, wo wir uns aktuell befinden und wie weit wir von einem ?nachhaltigen Zustand? entfernt sind. Der so genannte Happy Planet Index (HPI) misst die Effizienz mit welcher Länder die Ressourcen der Erde für ein glückliches, langes Leben ihrer Bürger einsetzen. Er besteht aus den Indikatoren Subjektive Lebenszufriedenheit, Lebenserwartung bei Geburt und dem Ökologischen Fußabdruck.  In diesem Vortrag soll das Potential des HPI, d.h. seine Aussagekraft ebenso wie seine Ergebnisse anhand von einzelnen Ländern betrachtet werden. Konkret geht es dabei um die Frage, warum einzelne lateinamerikanische Länder so weit oben im Ranking des Index zu finden sind und was dies für westliche Länder, die tendenziell weiter unten im Ranking zu finden sind, bedeutet. Die Frage, wo die Aussagekraft dieser Ergebnisse an ihre Grenzen stößt, soll in diesem Zusammenhang nicht vernachlässigt werden.

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Indigene Widerstandsstrategien gegenüber Ressourcenraubbau und Biopiraterie (Clarita Müller-Plantenberg, Berlin)

12.05.2009

Bei der Beschäftigung mit diesem Thema müssen zunächst einige Begriffe geklärt werden. Um wen handelt es sich eigentlich, wenn man von Indigenen spricht? Wer sind die Indigenen heute? Worum handelt es sich bei dem Ressourcenraubbau und, welche Interessen und wessen Interessen spielen dabei eine Rolle?

Mit diesem Fundament und den Erkenntnissen als Grundlage können dann in einem nächsten Schritt die Widerstandsstrategien der Indigenen näher beleuchtet werden. Dabei wird vor allem auf die indigene Arbeit im Rahmen der Konvention über Biologische Vielfalt sowie auf Indigene und die Bewegung für Umwelt- und Klimagerechtigkeit eingegange

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Kulturlandschaften, Landnutzung und natürliche Ressourcen Lateinamerikas im Wandel (Hartmut Gaese, Köln)

05.05.2009

Kulturlandschaften nennt man Landschaften, in der menschliche Aktivitäten und Ressourcenverbrauch die natürlichen "Klimax-Landschaften" durch Landnutzung verändern. In erster Linie geschieht dies durch land- und viehwirtschaftliche Tätigkeiten, die ihre kulturelle und klimazonale Prägung besitzen. Bedingt durch Bevölkerungsdruck, Erbsitten, Agrarverfassung, Klimawechsel und viele andere Faktoren mit Wechselwirkung verändern sich Kulturlandschaften ständig. Die Veränderungsprozesse können durch Übernutzung der Ressourcen (z.B. Wasser, Boden etc.) zu Degradation der Landschaften führen und dann die Tragfähigkeit der Landnutzungssysteme und damit die "Nachhaltigkeit" d.h. die Umwelt gefährden. Deshalb muss sich die Ressourcenforschung mit der Frage befassen, was die Bedingungen nachhaltiger Ressourcennutzung unter Veränderungsdruck (Klimaänderung, Bevölkerungsdruck etc.) sind. Kann wissenschaftliche Erkenntnis und der Technische Fortschritt mit dem Ressourcenverbrauch Schritt halten? Liefert die Wissenschaft genug Konzepte zu sparsamem Ressourcenverbrauch mit höherer Effizienz? Diese Überlebensfragen betreffen auch das tropische und subtropische Lateinamerika, wenn auch nicht im gleichen Maße wie Afrika oder Asien.

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Von der Entdeckung zur Förderung ...oder auch nicht? Geplante Eisenerzförderung in Minas Gerais / Brasilien (Dieter Gawora, Kassel)

12.05.2009

Planungsphasen von Großprojekten und Interventionsmöglichkeiten der Gesellschaft

Jeder großindustrielle Ressourcenabbau hat negative soziale, ökologische und ökonomische Auswirkungen. Aus der Analyse verschiedener Großprojekte in Brasilien können vergleichsweise genau Entwicklungen abgeschätzt werden, die sich aus dem Entdecken von Bodenschätzen ergeben könnten. Am Beispiel der neu entdeckten großen Eisenerzvorkommen im Norden des Bundesstaates Minas Gerais / Brasilien werden zu erwartende Entwicklungen aber auch Interventionsmöglichkeiten der Gesellschaft vorgestellt werden. Download Präsentation

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Entwicklung durch nachhaltige Ressourcennutzung in LA

19.05.2009

Die Degradierung der Naturressourcen hält weltweit an. Trotz Willensbekundungen auf internationaler Ebene zum Schutz der Artenvielfalt und des Klimas, zur nachhaltigeren Nutzung der Wasser- und Bodenressourcen sowie Wälder, bleiben die praktischen Konsequenzen auf nationaler und lokaler Ebene hinter den Ankündigungen zurück. Lateinamerika ist durch eine extraktive Wirtschaft geprägt, die eine Degradierung der natürlichen Ressourcen verursacht. Politische Steuerungsdefizite, Mangel der institutionellen Kapazitäten sowie Marktversagen verhindern, dass die Umwelt als Entwickungspotential für eine nachhaltigere Entwicklung genutzt wird. Durch die Verbesserung der politischen und institutionellen Rahmenbedingungen und eine kohärente Kombination von verschiedenen, sich gegenseitig unterstützenden, Instrumenten und Mechanismen soll eine nachhaltigen Ressourcennutzung ermöglicht werden.
Die Referentin arbeitet als Fachplanerin für Umwelt und Klima bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (gtz) im Kompetenzfeld Biodiversität, Wald und Ressourcengorvernance.

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Umweltprobleme im Eisernen Viereck, einem Klassischen brasilianischen Bergbaugebiet (Patricia Roeser, Leipzig)

26.05.2009

Das so genannte Eiserne Viereck, Minas Gerais, ist mit ca. 7000 km2 eines der klassischen Bergbaugebiete Südamerikas (Eisen, Gold, Edelsteine). Obwohl sie auf der einen Seite Reichtum bedeuten, stellen sie die Region auf der anderen Seite vor große Herausforderungen, insbesondere was die Umwelt anbelangt. Quecksilberverschmutzung der Flüsse durch Goldwaschen, Versandung der Gewässer wegen Abholzen (Holz ist immer noch eine wichtige Energiequelle für die Eisenindustrie), saure Grubenwässer (Acid Mine Drainage) aufgrund der Goldminen Pyrit-Verwitterung sind nur einige Punkte, die man in diesem Zusammenhang nennen muss. Im Vortrag wird zunächst auch kurz auf die historische Besiedlung des Raumes sowie die kulturelle Bedeutung von Minas Gerais eingegangen.

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Rohstoffreichtum: Fluch oder Segen für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung Lateinamerikas? (Federico Foders, Kiel)

09.06.2009

Viele lateinamerikanische Länder sind von der Natur sehr üppig mit Rohstoffen ausgestattet worden. Dieses natürliche Kapital sorgt zwar in Zeiten eines Rohstoffbooms für überdurchschnittliches Wachstum und reichlich fliessende Steuereinnahmen. Im Unterschied zu Australien, Kanada und Norwegen ist es jedoch in Lateinamerika bislang nicht gelungen, die Rohstoffwirtschaft in den Dienst einer nachhaltigen Armutsverringerung zu stellen. Woran liegt das? Sollte sich Lateinamerika von einer rohstofflastigen Entwicklungsstrategie endgültig distanzieren und sich erneut einer strengen Industrialisierungspolitik zuwenden, mit der die Region in der Vergangenheit sehr gemischte Erfahrungen gemacht hat? Oder sollte Lateinamerika nicht doch den Weg des geringsten Widerstands wählen und sich China als Rohstofflieferant andienen? Worin besteht der Fluch der Rohstoffwirtschaft in Lateinamerika? Wie könnte es gelingen, das natürliche Kapital Lateinamerikas als Grundlage für nachhaltiges Breitenwachstum zu nutzen und so die Region von dem Rohstofffluch zu erlösen?
[Download Präsentation]

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Nachhaltig für wen? Die politische Ökonomie von Naturschutz und Ressourcennutzung in LA (Andreas Grünewald, Dortmund)

16.06.2009

Die Thematik "Lateinamerika und Umwelt" soll aus der Perspektive der Internationalen Politischen Ökonomie behandelt werden. Dabei werden zu Beginn zwei wissenschaftliche Debatten aus der angelsächsischen politischen Ökologie zum Verhältnis von Neoliberalismus und Natur sowie der deutschen Sozialwissenschaften zu "Postfordistischen Naturverhältnissen" vorgestellt. Beide vertreten die These, dass die Aneignung von Natur in den letzten Jahrzehnten zunehmend wichtig für Kapitalakkumulationsprozesse geworden ist. Vor diesem theoretischen Hintergrund werden anhand zweier spezifischer Themenfelder aktuelle Dynamiken des Umgangs mit und der Inwertsetzung von Natur in LA beleuchtet: die Etablierung von Nationalparks (konkret des Nationalparks Carrasco in Bolivien) sowie der Agrotreibstoff-Boom in Brasilien. In beiden Fällen stehen u.a. folgende Fragen im Mittelpunkt: Wie kam es dazu? Welche Rolle spielten hier regionale, nationale und globale Faktoren und AkteurInnen? Was bedeuten die Entwicklungen für die lokale Bevölkerung? Wer profitiert, wer verliert?

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Ressource Mensch: Brain Drain ? Nein Danke! (Kambiz Ghawami, Wiesbaden)

23.06.2009

Ressource Mensch ? Humankapital (Unwort des Jahres 2004 !!!), Begrifflichkeiten, die zum Ausdruck bringen, das der Mensch , nicht nur als Mensch unverzichtbar ist, sondern auch nach Erich Gutenberg in der Betriebswirtschaftslehre als Produktionsfaktor gesehen wird, da nach der Humankapitaltheorie der Volkswirtschaftslehre Humankapital das Produkt entsprechender Bildungsinvestitionen ist.
Seit Jahrhunderten ist die Auswanderung der ?besten Köpfe? ein Verlust für die jeweiligen Gesellschaften und Staaten. Die Auswanderung der Juden aus Spanien im 16. Jahrhundert hat das damalige Bankensystem erheblich geschwächt und damit einhergehend Spaniens Großmachtstellung beendet.
Während der Nazi-Zeit sind viele Wissenschaftler, Künstler und Politiker ins Ausland geflohen, so z.B. ein größere Anzahl in die Türkei und haben dort maßgeblich am Aufbau eines modernen Hochschulsystems mitgewirkt, wie z.B. Ernst Reuter, der spätere Regierende Bürgermeister von West-Berlin.

Einhergehend mit den Militärdiktaturen in Lateinamerika seit Anfang der 60iger Jahren mussten Tausende ihre Länder verlassen und ins Exil gehen. Ein nicht unerheblicher Teil dieser Exilanten trug maßgeblich zur Redemokratisierung ihrer Länder bei, so z. B. Paulo Freire in Brasilien oder die jetzige chilenische Präsidentin Michelle Bachelet.
Bedingt durch den Geburtenrückgang in (West-) Europa gibt es seit Jahren den Versuch, durch die Anwerbung der ?besten Köpfe? (in Deutschland GreenCard Regelung) dem drohenden Fachkräftemangel und dem Verlust der Innovationskraft entgegenzuwirken.

1. Doch ist es Makroökonomisch sinnvoll, die besten Kräfte z.B. aus Lateinamerika abzuwerben und dort durch den herbeigeführten Mangel an ?Fachkräften? die Entwicklungsmöglichkeiten zu beeinträchtigen?
2. Kann dieser Mangel an Fachkräften durch entsprechende ?Rücküberweisungen? der lateinamerikanischen Fachkräfte aus dem Ausland kompensiert werden?
3. Sollten die Industriestaaten den lateinamerikanischen Herkunftsstaaten eine Art ?Brain-Drain-Steuer?, wie sie bereits Anfang der 60iger Jahren die Bewegung der Blockfreien gefordert hat, zahlen, um deren Bildungsinvestitionen zu kompensieren?
Diese und andere Fragen stehen im Zentrum des Vortrags und der anschließenden Diskussion.

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Ressourcenfinanzierte Rüstungskäufe in Südamerika (Michael Radseck, Hamburg)

30.06.2009

Waffen aus Rohstofferlösen zu finanzieren, macht in Zeiten klammer Verteidigungshaushalte und hoher Rohstoffpreise zunehmend Schule in Südamerika. Neben Chile und Ecuador verfügt seit 2005 auch Peru über einen ressourcenfinanzierten Rüstungsfonds und Bolivien ist ein heißer Anwärter hierauf. Der Vortrag wirft ein Licht auf diesen unterbelichteten Konnex zwischen Rohstoffen und Rüstung und fragt nach dessen Auswirkungen für die Sicherheit und Stabilität der Region. [Download Präsentation]

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Ressourcenreichtum in Lateinamerika: Verteilungskonflikte und Probleme nachhaltiger Entwicklung (Annegret Mähler, Hamburg)

07.07.2009

 Wissenschaftliche Ansätze zum ?Rentierstaat? und zum sogenannten ?Ressourcenfluch?  zeigen auf, dass Reichtum an natürlichen Ressourcen eine Reihe von Effekten hervorrufen kann, die sich negativ auf die sozioökonomische Entwicklung, die Qualität staatlicher Institutionen, die Verwirklichung von Menschenrechten und Demokratie wie auf die innere Stabilität eines Landes auswirken. Unter anderem gehen zahlreiche Untersuchungen der letzten Jahre von einer erhöhten Betroffenheit ressourcenreicher Staaten von (Gewalt-) Konflikten beziehungsweise Bürgerkriegen aus. Selbst wenn in Lateinamerika das diesbezügliche Konfliktniveau bisher vergleichsweise niedrig ausfällt, lassen sich auch hier eine Reihe von Konflikten aufzeigen, die auf unterschiedliche Art und Weise in Zusammenhang mit dem Ressourcenreichtum der betroffenen Länder stehen. Das Thema erhält zudem eine anwachsende Bedeutung, da die Weltmarktpreise insbesondere für die Energierohstoffe Erdöl und Erdgas ? trotz des vorübergehenden Absinkens im Zuge der Weltwirtschaftskrise ? längerfristig weiter ansteigen werden und damit die verstärkte Forcierung einer (einseitig) ressourcenbasierten Entwicklung für Länder wie Venezuela, Ecuador, Bolivien und zunehmend auch Peru sehr attraktiv erscheint. Ein weiter ansteigendes Konfliktpotenzial ist somit zu befürchten.
In dem Vortrag soll darauf eingegangen werden, welche konkreten Kausalmechanismen und Kontextfaktoren in der theoretischen Debatte für den Zusammenhang von Ressourcenreichtum und (Gewalt-)Konflikten verantwortlich gemacht werden und welche Beispiele sich dafür in Lateinamerika finden lassen. Zudem soll die Frage aufgeworfen werden, ob diese Mechanismen durch spezifisches Ressourcenmanagement verhindert oder zumindest abgemildert werden können und wie realistisch solche Szenarien angesichts momentan in der Region zu beobachtender Entwicklungen sind.  [Download Präsentation]

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Der Schutz von genetischen Ressourcen und indigenem Wissen aus juristischer Perspektive (Stefanie Bucher, München)

14.07.2009

Auf den US-amerikanischen Präsidenten Thomas Jefferson geht der Satz zurück, das größte Geschenk an ein Land bestehe darin, seiner Kultur eine nützliche Pflanze hinzuzufügen. In der Tat haben genetische Ressourcen schon seit jeher eine nicht zu unterschätzende Bedeutung für die sozioökonomische und kulturelle Entwicklung weltweit. Speziell die lateinamerikanischen Länder beherbergen eine schier unermessliche biologische Vielfalt, die als Katalysator für wirtschaftliches Wachstum auf dem Subkontinent fungieren kann. Angereichert wird der Wert dieser Ressourcen dadurch, dass indigene Gemeinschaften ein großes Wissen über die Wirkungsweisen verschiedener Pflanzen angesammelt haben und damit deren konkrete Nutzung ermöglichen. Parallel zum Aufkommen der Biotechnologie sind im letzten Vierteljahrhundert daher zunehmend Erfindungen in das Blickfeld des Patentrechts gerückt, die auf genetischen Ressourcen und indigenem Wissen basieren. Wie kaum ein anderes Thema symbolisiert der Schutz von genetischen Ressourcen und indigenem Wissen zugleich einen neuen Nord-Süd-Konflikt, in dem biodiversitätsreiche Länder befürchten, ihre Artenvielfalt einem Ausverkauf durch multinationale Pharmakonzerne preiszugeben. Lateinamerika selbst erlebt seit einigen Jahren einen politischen Umbruch. Zwar ist der oft zitierte ?Linksruck? der Region eine zu starke und als solche auch falsche Vereinfachung; immerhin haben sich die gemäßigten Mitte-links-Regierungen ? wie z.B. in Brasilien ? vor allem in ihrer Wirtschaftspolitik als eher konservativ oder sogar orthodox erwiesen. Richtig ist aber, dass sich gerade Südamerika insgesamt vom Norden des amerikanischen Kontinents emanzipiert. Ursächlich hierfür ist nicht zuletzt, dass Lateinamerika nach Angaben der Weltbank die Region mit der weltweit ungerechtesten Einkommensverteilung ist und die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft. Daher ist es nicht verwunderlich, dass die Thematik des Zugangs zu genetischen Ressourcen auch auf politischer Ebene wachsende Beachtung findet. Die Verabschiedung eines Zugangsregimes erfordert zunächst eine Beantwortung grundlegender Fragen: Was sind Vor- und Nachteile einer protektionistischen staatlichen Zugangskontrolle bzw. einer flexiblen Zugangsordnung, die Anreize für Nutzung und Vorteilsausgleich schafft? Wie können Erhaltung und Nutzung von genetischen Ressourcen miteinander in Einklang gebracht werden? Damit einher geht die Bestrebung, traditionellem Wissen einen besseren Schutz zuteil werden zu lassen und indigene Gemeinschaften in das Zugangsverfahren einzubinden. Dieses Umdenken ist maßgeblich auf die politisch erstarkten indigenen Bewegungen in Lateinamerika zurückzuführen, die mehr Rechte und eine effektive Rechtsdurchsetzung reklamieren.
Der Vortrag verfolgt das Ziel, den Schutz genetischer Ressourcen und indigenen Wissens am Beispiel der Andengemeinschaft mit ihren derzeit vier Mitgliedstaaten ? Bolivien, Ekuador, Kolumbien und Peru ? sowie Brasilien und Costa Rica darzustellen. Die exemplarische Auswahl der Länder erfolgte nach verschiedenen Gesichtspunkten: Die Andengemeinschaft regelt den Zugang zu genetischen Ressourcen mit ihrem Beschluss 391, dessen Ausarbeitung bereits 1994 begann. Es handelt sich damit weltweit um den ersten Versuch überhaupt, die Thematik normativ zu regulieren. Entsprechend hat der Beschluss 391 viele andere Zugangsregime beeinflusst ? sei es, dass sich einzelne Elemente in der Praxis bewährten und daher übernommen wurden, sei es, dass Defizite gezielt behoben wurden. Brasilien liegt dagegen mit seinem biologischen Reichtum weltweit auf dem ersten Platz und rechtfertigt schon allein aus diesem Grund eine eingehende Betrachtung. Costa Rica schließlich ist insofern ein wichtiger Untersuchungsgegenstand, als das zentralamerikanische Land mit 2 seinem Biodiversitätsgesetz nicht nur über eine fortschrittliche gesetzliche Regelung verfügt, sondern über sein Instituto Nacional de Biodiversidad (INBio) auch zum Pionier vertraglicher Vereinbarungen geworden ist. In einem allgemeinen Teil wird zunächst eine Einführung zu den Begriffen der genetischen Ressourcen sowie des indigenen Wissens gegeben, wobei auch die Geschichte der indigenen Bevölkerung Lateinamerikas näher dargestellt wird. Sodann wird untersucht, inwiefern das Recht am geistigen Eigentum prinzipiell auf die Materie angewendet werden kann. Dabei werden auch internationale Schutzinstrumentarien behandelt ? sowohl auf der Ebene des Immaterialgüterrechts als auch außerhalb desselben. Zu den erstgenannten Regelwerken gehört insbesondere das UPOV-Übereinkommen, zu letztgenannten die Konvention über die Biologische Vielfalt (CBD) und der International Treaty on Plant Genetic Resources for Food and Agriculture der FAO. Alle nationalen, regionalen und internationalen Instrumentarien werden zudem dahingehend untersucht, in welchem Verhältnis sie zum TRIPS-Abkommen stehen und ob sie gegebenenfalls dessen Vorgaben entsprechen. Die gewonnenen Erkenntnisse sollen dazu dienen, Schlussfolgerungen für die künftige Ausgestaltung des Schutzes von genetischen Ressourcen und indigenem Wissen in Lateinamerika zu ziehen. [Download Präsentation]

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Wissen als Ressource. Die Rolle deutscher Akademiker in Argentinien (Sandra Carreras, Berlin)

21.07.2009

Von der Ressource Wissen können nicht nur Individuen sondern auch Staaten profitieren. Diese Erkenntnis veranlasste im Laufe des 19. Jahrhunderts verschiedene lateinamerikanische Regierungen dazu, ausländische Wissenschaftler zu engagieren und ihnen die unterschiedlichsten Aufgaben anzuvertrauen, wie zum Beispiel die wissenschaftliche Erkundung des Territoriums, die Bildung und den Aufbau von Institutionen sowie die Durchführung ehrgeiziger Projekte. Im Vortrag wird die Rolle deutscher Akademiker in Argentinien anhand prominenter Beispiele beleuchtet. Dabei werden folgende Fragen behandelt: Wer waren diese Akademiker und wie kamen sie nach Argentinien? Was haben Sie dort gemacht? Unter welchen Bedingungen haben sie gelebt und gearbeitet? Welche Bedeutung hatte die Ressource Wissen für ihren persönlichen Werdegang? Welche Wirkung hatten ihre Aktivitäten für die Produktion neuer Wissensressourcen in der neuen Umwelt? [Download Präsentation]

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