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Ringvorlesung Lateinamerika WS 2010/2011: Subkulturen und subalterne Kulturen

Allgemeines

Die „Ringvorlesung Lateinamerika” bietet Vorträge zu lateinamerikanischen Themen aus den einzelnen Fachbereichen, die an den Studiengängen B.A./M.A. Regionalstudien und Diplom Regionalwissenschaften Lateinamerika beteiligt sind. Als Gastdozenten werden sowohl deutsche als auch ausländische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eingeladen.

Die Ringvorlesung Lateinamerika ist Teil des Studium Integrale der Philosophischen Fakultät. B.A.-Studierende der Universität zu Köln können für die regelmäßige Teilnahme Credit Points erwerben. Voraussetzung für den Erwerb von 2 CP im Rahmen des Studium Integrale der BA-Studiengänge oder eine sonstige Bescheinigung über aktive Teilnahme ist die Anfertigung eines Stundenprotokolls zu einer Sitzung. Für den Erwerb von 1 CP im Rahmen des Studium Integrale der BA-Studiengänge oder einen normalen Teilnahmeschein ist die regelmäßige Teilnahme an der Veranstaltung.

Für den Erwerb von Credit Points oder einer Bescheinigung über die (aktive) Teilnahme an der Veranstaltung ist eine Anmeldung über KLIPS notwendig. Die Ringvorlesung Lateinamerika finden Sie als Bachelor-Studierender bei KLIPS unter: Veranstaltungsbelegung > jeweiliger Studiengang > Studium Integrale > PhilFak/HumF - Studium Integrale - Universitas - Veranstaltung (1 CP) bzw. (2 CP) > 5378 Ringvorlesung Lateinamerika. Diplom- und Magisterstudierende melden sich, wenn sie eine Bescheinigung über die Teilnahme benötigen, ebenfalls bei KLIPS an.

Subkulturen und subalterne Kulturen

Im Wintersemester 2010/11 wird sich die Ringvorlesung mit dem thematischen Schwerpunkt „Subkulturen und subalterne Kulturen” beschäftigen. Bedingt durch die Erschliessung eines geographisch und kulturell unbekannten Raums durch Kolumbus, setzte eine weitreichende kulturelle Verdrängung, Vermischung und Neuerung ein, die letztlich zu der heutigen Diversität lateinamerikanischer kultureller Identitäten führte. Diese soll den Ausgangspunkt aller Vorträge bilden. Neben den historisch auf dem amerikanischen Kontinent gewachsenen Kulturen und ihren (aktuellen) Adaptionen, sollen dabei auch moderne Subkulturen näher betrachtet werden, beispielsweise im Jugend- oder künstlerisch-musikalischen Bereich.

Termine im Wintersemester 2010/2011

Die Ringvorlesung Lateinamerika (5378) findet jeweils donnerstags, 17:45 - 19:15 Uhr, in Raum S22 im Seminargebäude statt.

14.10.2010

Einführungsveranstaltung

Martin Traine (Köln)

21.10.2010

Film „Prestes Maia - Freiheit in Beton“ und Diskussion

 

28.10.2010

Entre joven y adulto - Studentenkultur in Argentinien und Deutschland

Katharina Rosenberg (Frankfurt a.O./Kiel)

04.11.2010

„Vive e deixa morrer“ - Der brasilianische Favela-Film

Sven Pötting (Köln)

11.11.2010

Vorlesungsausfall

 

18.11.2010

Die Garínagu: eine globale Nation über drei diasporische Horizonte

Marc Murschhauser (München)

25.11.2010

Maras, Medien, Militär: Gesellschaftlicher Diskurs und staatliche Politik gegenüber Jugendbanden in Honduras

Peter Peetz (Hamburg)

02.12.2010

Der Mapuche-Konflikt: Historische Geneaologie und aktuelle Tendenzen

Olaf Kaltmeier (Bielefeld)

09.12.2010

Cholismo an der Grenze Mexiko-USA und transnationale kollektive Identitäten im Wandel

Ingrid Kummels (Berlin)

16.12.2010

„Subkultur“ und „Subalterne“ am Beispiel der künstlerischen Kollektive Los Grupos im Mexiko der 1970er Jahre

Jens Kastner (Wien)

23.12.2010

Vorlesungsausfall

 

30.12.2010

Vorlesungsausfall wegen Weihnachtsferien

 

06.01.2011

Vorlesungsausfall wegen Weihnachtsferien

 

13.01.2011

Narcos, maras, corridistas: JugendSubGewaltkultur(en) in transterritorialen Grenzräumen

Frauke Gewecke (Heidelberg)

20.01.2011

¡Rebelde soy! Lateinamerikas mißachtete Jugend(kulturen) zwischen Rebellion und Resignation

Torsten Eßer (Bonn)

27.01.2011

Die bo­li­via­ni­sche An­den-Stadt El Alto. In­di­ge­ne ur­ba­ne Kul­tur und deren Be­deu­tung im All­tags­le­ben und in der po­li­ti­schen Arena

Juliana Ströbele-Gregor (Berlin)

03.02.2011

Queere Lebenswelten in Lateinamerika: Mexiko - Venezuela - Honduras

Sebastian Henning (Berlin)

Abstracts

An dieser Stelle finden Sie die Abstracts zu den jeweiligen Vorträgen, soweit uns diese von den ReferentInnen bereits zur Verfügung gestellt wurden.

Film "Prestes Maia - Freiheit in Beton" und Diskussion

21.10.2010

In Sao Paulo, dem größten Wirtschaftsstandort Lateinamerikas, könnten die Kontraste zwischen Arm und Reich kaum größer sein. Die 20-Millionen-Metropole will ganz nach oben und den Menschen ganz unten bleibt nur eine Chance: Sich zusammen zu schließen und zu kämpfen, um den Anschluss an die Megastadt und ihre aufstrebende Gesellschaft nicht zu verlieren. Tausende Obdachlose brechen leer stehende Häuser auf und nehmen sich, was sie brauchen: Ein Dach über den Kopf und vier Wände für sich und ihre Familien. Die MSTC (Movimento Sem Teto do Centro = Bewegung der Obdachlosen im Zentrums) hat sich als Solidarbewegung organisiert. Den insgesamt 600.000 fehlenden Wohneinheiten stehen 650.000 ungenutzte Immobilien gegenüber.

Mitten im Zentrum der größten Stadt Brasiliens steht „Prestes Maia“, das größte besetzte Haus Lateinamerikas mit 468 Familien auf 22 Stockwerken, 1379 Bewohnern und 1379 Geschichten. Den Mächtigen und Reichen ist das besetzte Haus ein Dorn im Auge. Für Geringverdiener und Obdachlose soll es keinen Platz im Zentrum geben. Im Frühsommer 2007 lassen sich die Besetzer aus „Prestes Maia“ raus kaufen und ziehen in die Sozialghettos weit außerhalb der Stadt. Zu spät merken sie, dass sie ihre stärkste Waffe, die „Kraft der Gemeinschaft“ damit verloren haben. Aber die Bewohner geben nicht auf. Die Filmemacher begleiten drei ehemals Obdachlose bei ihrem aktuellen Kampf um Wohnraum und suchen Eckpunkte für die Erschaffung eines humanistischen Koordinatensystems, das in einer marktwirtschaftlich globalen Welt nicht zu greifen scheint, für dessen Ideale es sich aber zu kämpfen lohnt.

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Entre joven y adulto - Studentenkultur in Argentinien und Deutschland

28.10.2010 (Katharina Rosenberg, Frankfurt a.O./Kiel)

Der Vortrag wird eine moderne und recht einflussreiche Subkultur in Argentinien näher ins Auge fassen: Die Sprache und Kultur argentinischer Studenten.

Ein Student lebt in einer chaotischen WG, hat weder Geld noch Kinder und schläft auch wochentags bis in die frühen Abendstunden. Studenten sind geradezu der Prototyp der Postadoleszenz: Der Lebensphase, die etwa seit den 1990er Jahren zwischen die Jugend und das Erwachsenenalter tritt und die Jugend bis ins vierte Lebensjahrzehnt ausweiten kann. Aber lässt sich eine Studentenkultur generell so beschreiben oder handelt es sich hierbei um ein Phänomen, das sich auf den nordamerikanisch-europäischen Kulturkreis beschränkt? Worin liegt das ganz Besondere der Studentenzeit? Anhand einer empirischen Studie in Deutschland und Argentinien wird das Phänomen der Postadoleszenz in verschiedenen Kulturkreisen beleuchtet. Von Schlafgewohnheiten über Drogenkonsum bis zu Werten und Sprachgebrauch wird illustriert, worin sich eine Studentenkultur im Allgemeinen manifestiert – und was im Einzelnen die argentinische Studentenkultur charakterisieren mag. Strukturelle und kulturelle Faktoren werden herausgearbeitet, die eine Studentenkultur prägen und ebenso deren Eigenständigkeit gezeigt.

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Die Garínagu: eine globale Nation über drei diasporische Horizonte

18.11.2010 (Marc Murschhauser, München)

Die Geschichte der Garínagu ist stark durch die Fusion verschiedener Bevölkerungen, insbesondere flüchtiger afrikanischer Sklaven und Kariben, bestimmt, ein Ergebnis gemeinsamen Widerstands, von Migrationen, Deportationen, Flucht, Zuwanderung in ökonomische Gunstgebiete und Marginalisierung. Nach ihrer Deportation von St. Vincent Ende des 18. Jahrhunderts siedelten sie entlang der karibisch mittelamerikanischen Küste und integrierten sich teilweise sehr schnell und erfolgreich in die bald unabhängigen Staaten, blieben in ihren Gemeinden jedoch kulturell weitgehend isoliert. Durch den Niedergang der Bananen- und Tropenholzindustrie Mitte des 20. Jahrhunderts sind sie einerseits wieder in ihre subsistente Existenz zurückgedrängt, andererseits erlaubt ihnen aber die Migration in die Ballungszentren der Vereinigten Staaten von Amerika auch den Rückzug aus der regionalen Verflechtung. Denn nicht nur die andauernde Migration mit den damit verbundenen Geldsendungen in die Heimat, sondern auch die Chancen in Bereichen der nationalen Politik und des Ethnotourismus schärfen den Blick für kulturelle Differenzen und führen zu Revitalisierung und Reethnisierung der Garínagu, in deren kultureller Dynamik Identität über drei diasporische Horizonte immer wieder neu ausgehandelt wird.

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Maras, Medien, Militär: Gesellschaftlicher Diskurs und staatliche Politik gegenüber Jugendbanden in Honduras

25.11.2010 (Peter Peetz, Hamburg)

Anderthalb Jahrzehnte nach dem Ende des letzten Bürgerkriegs in Zentralamerika verbindet die internationale Öffentlichkeit nach wie vor hauptsächlich Gewalt und Unsicherheit mit der Region. Eines der wichtigsten und prominentesten Themen in diesem Zusammenhang sind die sogenannten maras, eine spezielle Form von Jugendbanden, vor allem in El Salvador, Guatemala und Honduras. Diese Gangs sind mittlerweile zu einem Symbol und fast schon zu einem Synonym für Gewalt und Unsicherheit in Zentralamerika geworden. In den drei genannten Staaten bildet der hauptsächlich mit repressiven Mitteln geführte Kampf gegen die Jugendbanden seit etwa zehn Jahren einen zentralen Bestandteil der staatlichen Sicherheitspolitik. In dem Vortrag wird am Beispiel von Honduras die These aufgestellt, dass diese Politik der "Harten Hand" im Kontext einer Sicherheitspanik oder moral panic entstand, im Zuge derer die Mitglieder der maras als zentrale Tätergruppe konstruiert wurden. Im Mittelpunkt der Vorlesung steht also die Beschreibung und Analyse von Wechselwirkungen zwischen dem gesellschaftlichen Diskurs über die maras einerseits und den staatlichen Anti-mara-Politiken in Honduras andererseits.

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Cholismo an der Grenze Mexiko-USA und transnationale kollektive Identitäten im Wandel

09.12.2010 (Ingrid Kummels, Berlin)

Die Jugendbewegungen der Cholos/as im Grenzraum Mexiko/USA stiften mittels öffentlicher Diskurse, z.B. im Internet, vor allem aber über Alltagspraktiken und performative Inszenierungen kollektive, transnationale Identität. Zu letzteren zählen Kleidung, Tätowierung und Musik. Der Vortrag thematisiert die entsprechenden neuen Entwicklungen.

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„Subkultur“ und „Subalterne“ am Beispiel der künstlerischen Kollektive Los Grupos im Mexiko der 1970er Jahre

16.12.2010 (Jens Kastner, Wien)

In den 1970er Jahren gründeten sich in Mexiko verschiedene Kollektive von KünstlerInnen („Los Grupos“), die ihre ästhetische Praxis in unterschiedlichen Formen in einen politischen Kontext stellten. Sie prägten die künstlerische Produktion dieses Jahrzehnts. Diese Gruppen reihen sich einerseits ein in eine künstlerische Tradition, die vom „Surrealismus im Dienste der Revolution“ über die Situationistische Internationale bis zu verschiedenen anderen avantgardistischen und postavantgardistischen Gruppierungen versucht hat, die Praxis der angeblich sozialrevolutionären, kommunistischen und sozialistischen Parteien zu kritisieren und – insbesondere im Kontext von „1968“ und danach – erneut zu revolutionieren. Andererseits sind die kollektiven künstlerischen Formierungen und Ausdrucksweisen aber im spezifisch mexikanischen Zusammenhang zu verorten: einer postkolonialen Gesellschaft, in der zum einen Formen wie die Werkstatt (taller) oder das Kollektiv eine lange und produktive Tradition haben und zum anderen die Bedingungen der Kunstproduktion insgesamt vor dem Hintergrund einer Moderne formiert wurden, die sich in ihren politischen, technologischen und ökonomischen Formen stark von der westeuropäischen unterschied.

Der Vortrag diskutiert das Entstehen einer künstlerischen „Subkultur“ als Teil des Kampfes um die Ausweitung der Grenzen des künstlerischen Feldes und fragt nach der besonderen Bedeutung, die der Repräsentation der oder des „Subalternen“ innerhalb dieses Kampfes zukommt.

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Narcos, maras, corridistas: JugendSubGewaltkultur(en) in transterritorialen Grenz-räumen

13.01.2011 (Frauke Gewecke, Heidelberg)

Jugend- bzw. Subkulturen als historisch und soziodemographisch zu verortende, ihrer Funktion nach identitätsstiftende und in ihrer Zielsetzung regressive oder progressive, häufig auch subversive Ausdrucksformen haben in Mexiko eine lange Tradition; genannt seien hier nur für den transterritorialen Grenzraum der Frontera Norte und den US-amerikanischen Southwest (“MexAmerica”) der als Ausdruck des Widerstands gegen die Anglos popularisierte corrido des 19. Jahrhunderts und der als “nation between nations” verstandene borderland-Musikstil der música norteña. Die Frontera Norte (mit dem Zentrum Tijuana auf mexikanischer Seite) ist auch heute noch Werkstatt und Laboratorium insbesondere für musikalisch geprägte subkulturelle Ausdrucksformen; doch in dem Maße, wie sich die mit der Drogenkriminalität verbundene Gewalt nicht mehr nur auf die Grenzregion beschränkt, wie ganz Mexiko durch die (mittlerweile auch von dieser Gewalt erfassten) Migrationsströme aus Mittel- und Südamerika zu einem transnationalen Territorium geworden ist, haben traditionelle subkulturelle (oder auch nur: populäre) Phänomene wie der corrido (als narcocorrido) eine neue Funktion erhalten, sind ursprünglich dem barrio verpflichtete jugendkulturelle Lebensstile mittlerweile zum Signum global agierender krimineller Banden geworden. Diese Entwicklung reflektiert seit Neuestem auch die Literatur; einige dieser (von der Kritik zu Unrecht vernachlässigten) Texte werden einbezogen.

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¡Rebelde soy! Lateinamerikas mißachtete Jugend(kulturen) zwischen Rebellion und Resignation

20.01.2011 (Torsten Eßer, Bonn)

Rocker, Hippies, Rapper, Punks, Emos, Pokemons uvm. bevölkern auch lateinamerikanische Städte. Doch im Gegensatz zu Europa und den USA hatten/ haben die Anhänger solcher Jugendkulturen und ihre Musik es schwer, in diesen Ländern auf Akzeptanz zu stoßen. Von Militärdiktaturen und linken Revolutionären gleichermaßen verachtet und bekämpft, von der Gesellschaft unverstanden, mussten sie sich immer wieder verstecken und/ oder behaupten.

Der Autor und Journalist Torsten Eßer beleuchtet den Kampf der Jugendlichen auf dem Kontinent anhand von Beispielen aus verschiedenen Ländern und viel Musik.

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Die bolivianische Anden-Stadt El Alto. Indigene urbane Kultur und deren Bedeutung im Alltagsleben und in der politischen Arena

27.01.2011 (Ju­li­a­na Strö­be­le-Gre­gor, Ber­lin)

El Alto, die Schwester-Stadt von La Paz, dem Sitz der bolivianischen Regierung, ist eine Migrantenstadt. Die Mehrheit der Bevölkerung stammt aus den ländlichen Regionen des Altiplano und aus den Bergwerken. In diesem Vortrag werden ich mich mit der Stadtgeschichte und den sozialen Bewegungen der Alteños befassen. Dabei sollen die diskursiven und nicht-diskursiven Elemente der Kultur der Alteños genauer betrachtet werden. Bei der Analyse geht es um folgende Aspekte:

Die symbolische Konstruktion der ethnischen Identität als Alteños mit ihren Wurzeln in der ländlichen Aymara-Kultur sowie die Konstruktion der kulturellen andinen-urbanen Ausdrucksformen. Diese Aspekte stehen in einem engen Zusammenhang zum einen mit den Verbindungen, die die Zuwanderer weiterhin mit ihren Herkunftsgemeinden pflegen, zum anderen mit den komplexen und spannungsgeladenen Beziehungen zur Stadt La Paz. In der Beziehung zu La Paz spielen die postkolonialen Strukturen, die sich in dieser Stadt widerspiegeln und die in den Haltungen der dominanten Gesellschaftsschichten gegenüber der indigenen urbanen Bevölkerung zum Ausdruck gebracht werden, eine wichtige Rolle. Dem komplexen Spannungsverhältnisses mit La Paz kommt daher bei der Analyse der diskursiven und nicht-diskursiven Elementen der Alteño-Kultur ein besonderer Stellenwert zu.

Die vielfältigen sozialen, kulturellen und ethnisch-politischen Organisationen, die die Alteños entwickelt haben, sind von entscheidender Bedeutung bei der Gestaltung des Alltags- und des politischen Lebens, der Festkultur und der Ökonomie. Und die diskursiven und nicht-diskursiven Elemente der Alteño-Identität kommen hier am stärksten zum Ausdruck.

Im Prozess der Konstruktion der neuen „indigenen Identität“ Boliviens hatten und haben diese Organisationen, ihr Selbstverständnis und ihre Strukturen, ihre Diskurse, Aktionsformen und politischen Strategien einen starken Einfluss.

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Queere Lebenswelten in Lateinamerika: Mexiko - Venezuela - Honduras

03.02.2011 (Sebastian Henning, Ber­lin)

In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Thema „Sexuelle Vielfalt“  auch in großen Teilen Lateinamerikas als fester Bestandteil des öffentlichen Diskurses etabliert. Die Situation von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Intersexuellen (LGBTI) stellt sich jedoch – je nach kulturellem, sozialem und religiösem Kontext – sehr unterschiedlich dar. Deutliche Fortschritte bei der Gesetzgebung stehen einer anhaltend hohen Zahl homo- und transphober Morde in einzelnen Ländern gegenüber. In der Veranstaltung sollen anhand der Beispiele dreier Länder die Ergebnisse der langjährigen Emanzipationsarbeit verschiedener Gruppen und Organisationen beleuchtet werden. Neben der historischen Einordnung heutiger Bewegungen wird es auch um Unterschiede in der strategischen Ausrichtung und aktuelle Debatten gehen. Während in Mexiko-Stadt Lesben, Schwule, Trans* und andere bereits seit 1979 mit einer jährlichen Marcha del Orgullo präsent sind, haben die Entwicklungen im südamerikanischen Venezuela erst seit der Jahrtausendwende an Dynamik gewonnen. Im zentralamerikanischen Honduras hat es nach dem rechten Putsch vom 28. Juni 2009 einen dramatischen Anstieg der Zahl transphober Morde gegeben, was neben der stärkeren gesellschaftlichen Wahrnehmung des Problems auch zu einer Politisierung der LGBTI-Bewegung führte. Der Vortrag mit Diskussion hat einführenden Charakter.

Trans*: diese Schreibweise schließt alle Formen von Transgeschlechtlichkeit (Transsexuelle UND Transgender) ein.

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