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Ringvorlesung Lateinamerika WS 2008/2009: Stadt und Stadtentwicklung in Lateinamerika

Allgemeines und Anmeldung bei ILIAS

Die "Ringvorlesung Lateinamerika" bietet Vorträge zu lateinamerikanischen Themen aus den einzelnen Fachbereichen, die an den Studiengängen BA Regionalstudien und Dipl. Regionalwissenschaften Lateinamerika beteiligt sind. Als Gastdozenten werden sowohl deutsche als auch ausländische Wissenschaftler eingeladen.

Über ILIAS werden fortlaufend Texte und Dokumente zum Inhalt der einzelnen Sitzungen bereitgestellt. Von den Teilnehmern wird erwartet, dass sie sich anhand dieser Materialien auf die Gastvorträge vorbereiten und sich somit an einer reichhaltigen Diskussion beteiligen.
Zugang unter dem Link: http://www.ilias.uni-koeln.de/ilias/goto_uk_cat_81546.html

Das Passwort für die Anmeldung wird in der Einführungsveranstaltung bekannt gegeben.

Zusätzlich zu ILIAS werden die Texte in einem Ordner als Kopiervorlage in der Bibliothek der Iberischen und Lateinamerikanischen Abteilung des Historischen Seminars I bereitgestellt. Hier befinden sich auch diejenigen Texte und Dokumente, die nicht digital unter ILIAS verfügbar sind.

Stadt und Stadtentwicklung in Lateinamerika

Im Wintersemester 2008/ 09 steht das Thema Stadt und Stadtentwicklung im Zentrum der Ringvorlesung.

In den letzten 50 Jahren erlebten wir einen dramatischen Anstieg der urbanen Bevölkerung, von 29% der Wetbevölkerung 1950 bis zu gut 50% dieses Jahr. Seit 1975 hat sich dabei die urbane Wachstumsrate in den USA und West-Europa auf unter 1% abgeschwächt, während sie in der Dritten Welt Werte von bis zu 3,55% erreichte. So lebte 1950 mehr als die Hälfte der weltweiten urbanen Bevölkerung in entwickelten Regionen, während 2003 über 70% der städtischen Bevölkerung in Entwicklungs- und Schwellenländern lebte.
In dieser sich rasant urbanisierenden Welt stellt Lateinamerika die am stärksten urbanisierte Makro-Region dar, mit einem Wachstumsprozess, der seinen Zenit schon überschritten hat. Sinkende Geburtsraten und wirtschaftiche Rezession haben das Städtewachstum in den 80er und 90er Jahren verlangsamt. Sowohl das natürliche Bevölkerungswachstum in den Städten, als auch der demographische Druck in den ländlichen Gebieten haben nachgelassen. Zusätzlich verlieren ?primate cities? ihren Vorsprung gegenüber kleineren Städten, aufgrund neuer Produktionstrends und der ökologischen und ökonomischen Probleme unter der die Megastädte wegen ihrer schieren Größe leiden.
2001 lebten in Lateinamerika 32% (128 Millionen) der urbanen  Bevölkerung in Slums, was 14% der weltweiten Slum-Bevölkerung ausmacht. Das heißt, dass 35,4% der südamerikanischen Bevölkerung, und 42,5% der zentralamerikanischen Bevölkerung in Slums leben. Während das rasante städtische Wachstum in einigen Teilen der Region dominantes Thema bleibt, geht es in den meisten Ländern Lateinamerikas vor allem um strukturellen städtischen Wandel. Die urbanen Zentren wirtschftlicher und sozialer Modernisierung sind gleichzeitig chaotischer und grausamer Moloch, charakterisiert durch Armut, Kriminalität, Fragmentierung und Verschmutzung.
Die Betrachtung der urbanen Lebenswelten Lateinamerikas aus historischer, kulturwissenschaftlicher und gesellschaftswissenschaftlicher Perspektive soll im Rahmen dieser Ringvorlesung eine differenzierte und im lateinamerikanischen Kontext verankerte Einführung in die Thematik bieten.

Termine im Wintersemester 2008/09

Die Ringvorlesung Lateinamerika (5718) findet jeweils dienstags, 17:45 - 19:15 Uhr in Hörsaal F im Hörsaalgebäude statt.
Hier finden Sie die Termine nochmals als download.

14.10.2008

Einführung mit Film

Dietmar Franik, Juan Neidhardt (Köln)

21.10.2008

Historische Städte am Wasser in Lateinamerika: ein Experimentierraum des imperialen Urbanismus?

Hans Haufe (Heidelberg)

28.10.2008

Die Entstehung der modernen Metropolen in


Lateinamerika und ihre sozialen Konsequenzen

Barbara Potthast (Köln)

04.11.2008

Havanna als Großstadtprojekt in der Kultur Kubas seit 1959

Ineke Phaf-Rheinberger (Berlin)

11.11.2008

Film

wird in der Veranstaltung bekannt gegeben

18.11.2008

Demokratiequalität und Leistungsfähigkeit von Gemeinden - Effekte des Bürgerhaushalts in Brasilien

Jan Biela (Köln)

25.11.2008

"Private Urban Governance" und neoliberale Stadtentwicklungsprozesse in Lateinamerika: Einblicke in die Produktion von Unsicherheit am Beispiel von Buenos Aires

Michael Janoschka (Frankfurt)

02.12.2008

Mille plateaux linguistiques: Zur sprachlichen Gestaltung lateinamerikanischer Megastädte

Uli Reich (Berlin)

09.12.2008

Großraum Mexiko-Stadt: Brennpunkte und die Rolle der Zivilgesellschaft und der Kirchen

Alfons Vietmeier (Mexiko Stadt)

16.12.2008

Informelle Stadt-Land-Beziehungen

Einhard Schmidt-Kallert (Dortmund)

Weihnachtsferien

 

 

13.01.2009

Global City Formation

Christof Parnreiter (Hamburg)

20.01.2009

Vom Suchen und Finden in der lateinamerikanischen Migrationsliteratur im Spiegel der Stadt

Laila Nissen (Passau)

27.01.2009 Änderung!

Überleben in der Stadt: Urbane Landwirtschaft in Lateinamerika Referent ist leider verhindert! Stattdessen wird ein Film mit anschließender Diskussion gezeigt

Axel Drescher (Freiburg)

03.02.2009

Wassermanagement als Herausforderung nachhaltiger Stadtentwicklung in Lateinamerika: das Beispiel Guadalajara (Mexiko)

Carsten Zehner (Berlin)

Abstracts

An dieser Stelle finden Sie die Abstracts zu den jeweiligen Vorträgen.

Die Literatur finden Sie unter ILIAS.

Einführung

14.10.2008

Heute werden die Formalia zur Veranstaltung erläutert sowie eine einführende Dokumentation gezeigt.

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Historische Städte am Wasser in Lateinamerika: ein Experimentierraum des imperialen Urbanismus? (Hans Haufe, Heidelberg)

21.10.2008

Die Herrschaft über die Seewege war die Basis der europäischen Expansion. In der Karibik entstand zunächst nach europäischen Vorbildern ein Netz befestigter Häfen, angepasst an die Topografie der Küsten. Hat sich die akademisch Diskussion lange auf die eurozentrische Optik konzentriert (Traktate der Renaissance, Planstädte des Mittelalters, antike Texte), so hat die neuere Forschung zahlreiche Belege für den Einfluß vorspanischer Kulturen gefunden. In Cuzco blieb der inkaische Grundriss weitgehend erhalten. Von der aztekischen Metropole Tenochtitlán wurden Kanäle und planerische Elemente des Zentrums übernommen, das Ökosystem der Lagunenlandschaft jedoch zerstört ? mit verheerenden Folgen. Die Minenorte wurden durch den ästhetischen Reichtum ihrer Landschaftsarchitektur berühmt. Die Erfahrungen der Kolonisatoren münden in den Ordenanzas von 1573, dem ersten Gesetz der Stadtplanung der Moderne. Sie wirken auf Europa zurück, auf Andalusien, das im spanischen Machtbereich errichtete La Valetta, die Idealstadt im Mittelmeer. In Recife entstand ein Landschaftspark, der vom Atlantik aus für Versailles und Potsdam als Modell gedient hat. Angesichts des ökologischen Problemdrucks bieten sich für die Forschung im Bereich des kolonialen Städtebaus spannende Themen. Erwähnt seien Orte wie Tlacotalpan, Vera Cruz, São Luís, die brasiliansiche Stadt im Atlantik (im heutigen Bundesstaat Maranhão) und das über einer vorspanischen Siedlung errichtete Mompox am Rio Magdalena, eine Etappe auf dem Weg nach El dorado: Der tropische Archetyp einer Stadt am Fluß wurde durch García Márquez' ?100 Jahre Einsamkeit? berühmt.

Lernen von den Tropen, für eine Rehabilitation historischer Orte wie Cartagena de Yndias, Buenos Aires und Rio de Janeiro, wo Niemeyer in Niteroi ein Fanal zur Bewahrung der Bucht von Cuanabara schuf.

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Die Entstehung der modernen Metropolen in Lateinamerika und ihre sozialen Konsequenzen (Barbara Potthast, Köln)

28.10.2008

Aufbauend auf dem Vortrag der vergangenen Sitzung soll in diesem Vortrag die urbanistische und soziale Entwicklung der lateinamerikanischen Städte um 1900 und deren Weiterentwicklung bis zum 21. Jahrhundert dargestellt werden. Der Schwerpunkt wird allerdings auf der Entwicklung um 1900 liegen, da die in dieser Zeit durchgeführten Umbauten der Städte das Bild bis heute prägen. Neben urbanistischen und architektonischen Aspekten zeichnete sich dieser frühe Metropolisierungsprozess aber auch durch bestimmte soziale Veränderungen aus, die bis heute wirksam sind. Dies trifft vor allem auf die räumliche Trennung der sozialen Gruppen zu, die am Ende des 19. Jahrhunderts begann und sich heute in dem Phänomen der ?barrios cerrados / fechados? niederschlägt.

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Havanna als Großstadtprojekt in der Kultur Kubas seit 1959 (Ineke Phaf-Rheinberger, Berlin)

04.11.2008

Havanna war nicht nur für Kuba, sondern auch für den amerikanischen Kontinent bis weit ins neunzehnte Jahrhundert die wichtigste Hafenstadt. Ab 1902 gab es einen rasanten Aufstieg als Hauptstadt der Republik, der seit 1959 statt abgebremst eher noch weiter ausgebaut wurde.
Es wird gefragt, in welchen Koordinaten diese grosstädtische Entwicklung Havannas in der Diskussion um die urbane Entwicklung Lateinamerikas zu vermessen ist. Anfang der 1980er Jahre haben Historiker vor allem auf die Bedeutung der kolonialen Vergangenheit und ihre Vorstellungen von Urbanität hingewiesen.
Anschließend wird der Frage nachgegangen, wie sich diese Koordinaten im Hinblick auf Havanna in der kulturellen Entwicklung seit 1959 niederschlagen.

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Filmvorführung

11.11.2008

Film wird noch bekannt gegeben.

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Demokratiequalität und Leistungsfähigkeit von Gemeinden - Effekte des Bürgerhaushalts in Brasilien (Jan Biela, Köln)

18.11.2008

Beim Bürgerhaushalt (port.: orçamento participativo; sp.: presupuesto participativo) handelt sich um eine Form der Bürgerbeteiligung an kommunalen Belangen, die über die Mitbestimmung der Bevölkerung bei der Erstellung des kommunalen Haushalts erfolgt. Die Einwohner einer Gemeinde können so die aus ihrer Sicht drängendsten Probleme thematisieren und die programmatischen Prioritäten der Stadtverwaltung mit festlegen.
In Porto Alegre/Brasilien entwickelt, hat der Bürgerhaushalt mittlerweile große Verbreitung in Lateinamerika und darüber hinaus gefunden und wird in einigen hundert Kommunen weltweit angewendet. Ihm wird großes Potential zur Verbesserung politischer Teilhabe der Bevölkerung, zur Reduzierung von Korruption und zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit der Kommunen zugeschrieben. Der Vortrag thematisiert, ob sich ein positiver Effekt des Bürgerhaushalts in den genannten Bereichen empirisch belegen lässt und ob der Bürgerhaushalt wirklich zu einer Verbesserung der Demokratiequalität führt.

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"Private Urban Governance" und neoliberale Stadtentwicklungsprozesse in Lateinamerika: Einblicke in die Produktion von Unsicherheit am Beispiel von Buenos Aires (Michael Janoschka, Frankfurt)

25.11.2008

Mit dem fortschreitenden Rückzug des Staates aus zentralen gesellschaftlichen Machtpositionen haben sich auch die Bedingungen für die städtische Entwicklung von Metropolen gewandelt. Wurden Städte früher regiert und geplant, so wird heute das Schlagwort Urban Governance verwendet, wenn es um die Entwicklung von städtischen Agglomerationen geht. Dieser Wandel vom bestimmenden zum frembestimmten lokalen Staat wird in den Metropolen Lateinamerikas und insbesondere in Buenos Aires besonders deutlich, denn die Reformpolitiken der 1990er Jahre haben tiefe Spuren in der staatlichen Steuerungskapazität hinterlassen. Gerade in Lateinamerika geht die Privatisierung der Stadtpolitik einher mit der Vertiefung der Kluft ziwschen Arm und Reich und hat zu einem raschen Anstieg von Kriminalität und der gefühlten Unsicherheit geführt. Sicherheit ist zu einem käuflichen Gut geworden, und als stadträumliche Konsequenz werden in zunehmendem Maße zugangsbeschränkte Stadtviertel, sogenannte Barrios Privados, errichtet, in denen sich viele wohlhabende Bewohner regelrecht verschanzen. Der Vortrag wird das Spannungsfeld zwischen privater Stadtentwicklung und privater Stadt, zwischen Private Urban Governance und der Produktion von Unsicherheit diskutieren und aus Bewohnerinterviews im Nordelta gewonnene Einblicke in das Leben des Nordelta, der größten privaten Stadt Lateinamerikas vor den Toren von Buenos Aires, gewähren.

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Mille plateaux linguistiques: Zur sprachlichen Gestaltung lateinamerikanischer Megastädte (Uli Reich, Berlin)

02.12.2008

Die soziale Komplexität lateinamerikanischer Megastädte, die als Fluchtpunkte von Migrationsbewegungen aus allen Regionen der Welt entstanden, schlägt sich sprachlich in doppelter Weise nieder: Einerseits führt die historische Vielsprachigkeit zu kontaktinduzierten Sprachwandelprozessen in der urbanen Verkehrssprache, die in erster Linie ausgleichend wirken, indem sie erstens Migrantensprachen insgesamt und stark markierte sprachliche Formen der einzigen Zielsprache abbauen: Sprachinseln des Italienischen, Deutschen, Japanischen etc. finden sich in Lateinamerika auf dem Land, nicht in den großen urbanen Zentren. Auch besonders idiosynkratische Formen des Spanischen und Portugiesischen sind eher in ländlichen Dialekten zu finden. Andererseits lassen sich differenzierende Prozesse beobachten: Die schiere Größe der Gesellschaften muß ja durch soziale Subkategorisierung bewältigt werden, die u.a. auch sprachlich indiziert wird. So wie die Gesellschaften dieser Städte selbst nicht in Schichten- und Klassenmodellen, sondern nur in netzwerkartigen Gebilden verstanden werden können, scheitert auch die auf eine einzige Standardnorm ausgerichtete Ordnung einzelsprachlicher Varietätenräume und muß ersetzt werden durch ein dynamisches Netz sprachlicher Plateaus.
Als Beispiele dienen São Paulo, Rio de Janeiro und Lima.

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Großraum Mexiko-Stadt: Brennpunkte und die Rolle der Zivilgesellschaft und der Kirchen (Alfons Vietmeier, Mexiko Stadt)

09.12.2008

Nach einer kurzen Einordnung der weltweiten dramatischen Urbanisierung als historischer Prozess der letzten Jahrzehnte, werden einige Brennpunkte der Megastadt Mexiko an Beispielen dargestellt: sie gehen von chaotischer Stadtplanung über Strukturprobleme wie Wohnungsbau, Ökonomie ? Arbeit, Wasserversorgung, Verkehr, Sicherheit (Polizei) ? bis hin zur ethnischen Vielfalt (Indígenas in der Stadt) und einer kulturellen Pluralität mit erheblicher Milieuausdifferenzierung. Das spitzt sich auf die Frage zu: Wie ist solch eine Megastadt noch lebensfähig?
Als eine wichtige Antwort auf diese Frage werden die noch vorhandenen und neu wachsenden Sozial- und Solidarstrukturen (Familiennetzwerke, Nachbarschafts- und Gesundheitsselbsthilfe, usw.) skizziert. Diese bilden zugleich den Nährboden für ein breites Feld von Zivilorganisationen, deren Hauptmerkmal es ist, den vielfach vorhanden ?sozialer Schmerz? aufzugreifen und ihn zu vernetzen hin zu konkreten Handlungen, seien sie territorial (Wohnviertel usw.), kategorial (Berufs- und andere Lebensfelder) und / oder ambiental (Menschenrechte, Ökologie, Kultur, usw.).
In diesem komplexen Geflecht sind eine große Zahl von christlich inspirierten Personen, Gruppen und Organisationen zu finden, denen die traditionelle Pastoralform zu eng geworden ist und die sich deshalb als unabhängig. verstehen und so handeln, die aber zugleich die praktischen Brücken zu einer erneuerten kirchlichen Praxis von ?anders Kirchesein in der großen Stadt? darstellen.
An Hand eines kurzen Video ?Herausforderung Großstadt? (12 min.) wird an praktischen Beispielen erläutert, wie die katholische Kirche nach neuen Wegen sucht, um inmitten der Ausdifferenzierung und der immanenten Konflikte es möglich ist, Humanisierungszellen und Basisgemeinschaften zu bilden und zu begleiten.

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Informelle Stadt-Land-Beziehungen (Einhard Schmidt-Kallert, Dortmund)

16.12.2008

Viel zu lange sind Stadt und Land als getrennte Welten gesehen worden, als Räume mit jeweils eigenen Problemen und Entwicklungsdynamiken. Das galt lange für die Entwicklungszusammenarbeit, aber auch für große Teile der Entwicklungsforschung.
Dabei lassen sich Urbanisierung, und gerade auch das Entstehen und Funktionieren von Megastädten nur im Kontext der vielfältigen Austauschbeziehungen zwischen Stadt und Land begreifen.  

Der Vortrag greift einen häufig übersehenen Aspekt der Verzahnung von Stadt und Land auf: die Überlebensstrategien multilokaler Haushalte, die bewusst über längere Zeit Haushalte an zwei Standorten aufrecht erhalten und die spezifischen Chancen beider Standorte nutzen.  Solche multi-lokalen Haushalte sind in Südostasien, in China und in weiten Teilen Afrikas verbreitet; sie sind aber auch in Ländern Lateinamerikas nachgewiesen worden.

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Global City Formation (Christof Parnreiter, Hamburg)

13.01.2009

Während in der Globalisierungsforschung weitgehend anerkannt ist, dass bestimmten Städten ? den Global Cities ? als Management- und Kontrollzentren der Weltwirtschaft eine zentrale Rolle in der Weltwirtschaft zukommt, wird der Blick auf die großen Metropolen Lateinamerikas immer noch getrübt durch die ?Megastadt-Perspektive?: Städte wie Mexico City oder São Paulo werden vor allem als ?risk areas?, als Orte von zu großer Bevölkerungszahl und -dichte wahrgenommen.
Der Vortrag argumentiert gegen eine solche Sichtweise und zeigt, dass Global City Formation auch in Lateinamerika stattfindet. Mexico City  hat sich von einer auf die Industrie spezialisierten Stadt zu einer Stadt gewandelt, deren wirtschaftliche Entwicklung immer mehr von der Bereitstellung gehobener Dienstleistungen bestimmt wird. Das bedeutet, dass Mexico City einer der Orte ist,  an denen die Globalisierung der mexikanischen Wirtschaft ?gemacht? wird. Gehen damit aber auch Governance-Funktionen im Sinne weltwirtschaftlicher Steuerung einher? Stellt die Transformation von Mexico City in eine Global City eine Entwicklungschance dar, oder birgt sie die Gefahr einer Vertiefung der sozialen und wirtschaftlichen Polarisierung?

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Vom Suchen und Finden in der lateinamerikanischen Migrationsliteratur im Spiegel der Stadt (Laila Nissen, Passau)

20.01.2009

Die Großstadt ist ein Diskurs und spricht eine eigene Sprache. Sie hat wie ein literarischer Text so viele Interpretationen, wie jener Leser hat. Aber wie lässt sich die Sprache der Großstadt konkret verstehen? Mit welchen Zeichen spricht sie zu ihren Bewohnern, Flaneuren und Liebhabern? Ziel des Vortrags ist, eine literaturwissenschaftliche Lesart der Stadt aus der Perspektive lateinamerikanischer Schriftsteller des 20. und 21. Jahrhunderts vorzustellen. Auf die Bedeutung der Stadt und die Deutung ihrer Zeichen in der lateinamerikanischen Migrationsliteratur soll hierbei besonders eingegangen werden. Dabei steht der literarische Blick auf fremde Metropolen wie New York oder Paris, die als mythische Zentren lateinamerikanischer Auswanderung bezeichnet werden können, im Mittelpunkt der Analyse, um sich der Suche nach einer latinoamericanidad , d.h. nach lateinamerikanischer Identität, im Spannungsfeld von Postmoderne und Globalisierung anzunähern.

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Überleben in der Stadt: Urbane Landwirtschaft in Lateinamerika (Axel Drescher, Freiburg)

27.01.2009

Der Prozess des Bevölkerungswachstums und der globale Prozess der Verstädterung wird bis zum Jahre 2005 zu einer ungefähren Gleichverteilung der ländlichen und städtischen Bevölkerung führen. In den nächsten 25 Jahren werden wir einen Zuwachs von ungefähr 4 Milliarden Menschen in Städten erleben.
Derzeit hungern weltweit ca. 800 Millionen Menschen, 200 Millionen davon in Städten. 34 Millionen Hungernde vermutet man in entwickelten Ländern. Armut in Städten nimmt weltweit zu: 
Städtische wie ländliche Armut bedeuten für die Menschen verstärkte Lebens- und Ernährungsunsicherheit. Wenn diese Menschen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten, wird zuerst an der Nahrung gespart ? eine Tatsache, die die städtische Ernährungssicherung besonders dann erschwert, wenn die Preise für Nahrung wie derzeit plötzlich steigen.
Eine Überlebensstrategie der armen Stadtbevölkerung ist die Nahrungsproduktion in den Städten,  ein  Phänomen, welches weltweit als ?Städtische Landwirtschaft? bezeichnet wird.
Städtische Landwirtschaft wird in fast allen Entwicklungsländern in der e in oder anderen Form praktiziert. Sie beinhaltet private Kleingärten (Hausgärten, Gemeinschaftsgärten), hauptsächlich zur Gemüse- und Obstproduktion, sie dient aber auch der Tierhaltung und, erstaunlicherweise, nicht nur der Haltung von Kleintieren wie Hühner, Enten oder Hasen. In vielen Ländern finden wir im Stadtinneren auch Schweine ? und Kuhställe.
Der Vortrag beschäftigt sich mit den Problemen und Chancen der städtischen Landwirtschaft an verschiedenen Beispielen aus Lateinamerika.

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Wassermanagement als Herausforderung nachhaltiger Stadtentwicklung in Lateinamerika: das Beispiel Guadalajara (Mexiko) (Carsten Zehner, Berlin)

04.02.2009

Die Versorgung der Bevölkerung mit Wasser gilt in zahlreichen lateinamerikanischen Städten nach wie vor als zentrale Herausforderung der Stadtentwicklung. Besonders in schnell wachsenden Großstädten stellt sich dieses Problem in besonderer Schärfe dar. Rasante Wachstumsprozesse führen hier zu Suburbanisierung und extremer Zersiedlung, was neben vielschichtigen Konsequenzen auch massive Probleme des Wassermanagement mit sich bringt - u.a. da der Ausbau der ohnehin unzulänglichen Infrastrukturnetze mit dem Wachstum nicht mithält.

Im Vortrag wird diese Problematik am Beispiel der Metropolregion Guadalajara in Mexiko veranschaulicht und verschiedene Strategien vorgestellt, die von lokalen Akteuren entwickelt werden, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Dabei werden offizielle Planungsansätze und Politikprogramme kleinteiligen Anpassungsstrategien lokaler Bevölkerungsgruppen gegenüber gestellt.

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