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Ringvorlesung Lateinamerika: Lateinamerika als Kontinent der Migrationen

Seit vielen Jahren veranstalten das Zentrum Lateinamerika (CLAC) und der Arbeitskreis Spanien-Portugal-Lateinamerika (ASPLA) eine interdisziplinäre Ringvorlesung zu kultur-, politik- und wirtschaftswissenschaftlichen Themen mit Lateinamerikabezug. Die Vortragsreihe richtet sich an Studierende aller Fakultäten der Universität zu Köln, an GasthörerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen sowie die interessierte Öffentlichkeit und umfasst Beiträge herausragender nationaler und internationaler ExpertInnen verschiedener Fachbereiche.

Lateinamerika als Kontinent der Migrationen

Migration ist ein globales Phänomen, welches Lateinamerika seit Jahrhunderten maßgeblich prägt. Die Migrationsströme sind dabei vielfältig: War Lateinamerika noch bis Mitte der 1970er Jahre eine klassische Einwanderungsregion – zu nennen wären hier neben der Massenmigration aus Europa in die „Neue Welt“, vor allem auch die ZwangsmigrantInnen aus Afrika sowie die politischen Flüchtlinge des vorwiegend 20. Jahrhundert, – so hat sich Lateinamerika zum Ende des 20. Jahrhunderts in einen Subkontinent der Auswanderung gewandelt. Grund waren zum einen die Militärdiktaturen, die bis in die 1980er Jahre zahlreiche LateinamerikanerInnen zur Flucht zwangen und zum anderen die Finanz- und Wirtschaftskrisen, die seit den 1990er Jahren ökonomische Zwänge zum zentralen Motiv der Migration werden ließen. Aufgrund von Armut, Arbeitslosigkeit und fehlenden Perspektiven entscheiden sich immer mehr Menschen aus Lateinamerika für ein „neues Leben“ im Norden.

Doch lassen sich die „lateinamerikanischen Migrationen“ nicht nur auf die skizzierten dominanten interkontinentalen Wanderungsbewegungen reduzieren. So war und ist die Binnenmigration innerhalb des Subkontinents ein prägendes Moment der historischen und aktuellen Migrationsforschung. Aktuelle Entwicklungen führen zudem zu einer rasant zunehmenden Komplexität von Wanderungsbewegungen, etwa hinsichtlich der wachsenden Bedeutung von Süd-Süd-Wanderungen oder auch einer durch die Euro-Krise wieder verstärkt aufkommenden Nord-Süd-Arbeitsmigration.

Die Vorlesung gibt Einblicke in historische und aktuelle Phänomene der Migration und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit ihren politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Dimensionen. Aufbauend auf einer theoretischen Einführung in die wichtigsten Konzepte der neueren Migrationsforschung werden die positiven sowie negativen Auswirkungen von Migration auf Lateinamerikas Gesellschaften aus geschichtswissenschaftlicher, kulturwissenschaftlicher, literaturwissenschaftlicher, sprachwissenschaftlicher, sozialwissenschaftlicher und ökonomischer Perspektive beleuchtet.

Termine im Wintersemester 2015/16

Die Ringvorlesung Lateinamerika findet jeweils donnerstags von 17:45-19:15 Uhr in S 215 (ehemals 0.08) im Erdgeschoss des Container C2 statt.

 

22.10.15

Migrationsforschung – Aktuelle Entwicklungen und Trends

Eveline Reisenauer, Hildesheim

29.10.15

Eine vergessene Migration: Lateinamerikaner in Paris, 1870-1940

Jens Streckert, Paris

03.11.15

Ecuador: der schwierige Weg zum Buen Vivir (Sondervortrag)

Jorge Jurado (ecuadorianischer Botschafter)

05.11.15

Migraciones internas, identidad étnica y cultura política: los santiagueños en Berisso (Argentina)

Mirta Lobato, Buenos Aires

12.11.15

Consecuencias políticas de la migración interna en Bolivia

Carmen Ibáñez Cueto, Köln

19.11.15

Ciudadanos, pero no iguales: los límites a los derechos de los dobles nacionales en México

Henio Hoyo, Hamburg

26.11.15

Asiatische Migration in die Amerikas seit der Kolonialzeit: Transpazifische Transkulturation, ethnische Zuschreibungen und Konfliktdynamiken

Albert Manke, Köln

03.12.15

Deutschsprachige Flüchtlinge im karibischen Raum, 1933 bis 1955

Christian Cwik, Köln

10.12.15

„Indigene Migration“: Transnationalität par excellence?

Gilberto Rescher, Hamburg

17.12.15

Einwanderung und Staatsangehörigkeit in Lateinamerika

Tobias Schwarz, Köln

07.01.16

Vortrag entfällt!

Anja Bandau, Hannover

14.01.16

Die Bedeutung von Sprachkontakt und Migration für das yukatekische Maya

Melanie Uth, Köln

21.01.16

Migration und Remittances in Lateinamerika: Mittel zur Entwicklung?

Barbara Fritz, Berlin

28.01.16

‚Return Migration‘ im kolonialen Vergleich. Literarische Inszenierungen in der Karibik des 19. Jh.

Gesine Müller, Köln

28.01.16

Filmvorführung mit Anwesenheit des Regisseurs: Dokumentarfilm 526

Nikolaus Braunshör

04.02.16

Karnevalsdonnerstag

Sitzung entfällt

11.02.16

Klausur für B.A.-Studierende

 

Migrationsforschung – Aktuelle Entwicklungen und Trends

22.10.2015 (Eveline Reisenauer, Hildesheim)

Migrationsprozesse stellen ein zentrales Phänomen der modernen Gesellschaft dar. Zunehmende und globale Migrationsgeschehen haben zu Beschreibungen unserer Gegenwart als „Zeitalter der Migration“ (Castles/Milller 1993) und einer „Welt in Bewegung“ (Massey et al. 1998) geführt. Dieser quantitative und qualitative Wandel von grenzüberschreitenden Wanderungsbewegungen stellt die Migrationsforschung vor neue Herausforderungen. Mit einem Überblick zu aktuellen Entwicklungen und Trends in der Migrationsforschung, der den regionalen Fokus auf Lateinamerika richtet, stellt dieser Beitrag einen Einstieg in die Veranstaltungsreihe dar. Es werden Begriffsklärungen vorgenommen, Muster von Mobilität dargestellt und Auswirkungen auf Ein- und Auswanderungsregionen diskutiert. Hierbei wird auf ausgewählte theoretische Ansätze und empirische Beobachtungen Bezug genommen.

Eine vergessene Migration: Lateinamerikaner in Paris, 1870-1940

29.10.2015 (Jens Streckert, Paris)

Paris galt im 19. und frühen 20. Jahrhundert als zentraler Ort der lateinamerikanischen Kultur und Politik. Für mindestens 100 Jahre nach der Unabhängigkeit versuchten Angehörige der lateinamerikanischen Elite, Paris zu besuchen oder für längere Zeit dort zu leben. Wie sich dieses Phänomen in der Stadt selbst manifestierte, hat die Geschichtswissenschaft aber bislang kaum beachtet.
Am Beispiel von lateinamerikanischen Intellektuellen, politischen Aktivisten und Angehörigen der Oberschicht beschreibt der Vortrag einen lateinamerikanischen Mikrokosmos in Paris und geht der Frage nach, welche Bedeutung diese Migration für Lateinamerika, für Paris und für die betroffenen Akteure selbst hatte.

Ecuador: der schwierige Weg zum Buen Vivir

03.11.2015 (Jorge Jurado, ecuadorianischer Botschafter), 19:00 Uhr im Dozentenzimmer des Hauptgebäudes

Die ecuadorianische Regierung unter Rafael Correa hat mit zahlreichen Reformen im Sozialwesen und mit ungewöhnlichen Initiativen, wie etwa zum Yasuní- Nationalpark oder der Aufnahme von Julian Assange von Wikileaks, internationale Aufmerksamkeit erlangt. Jedoch sieht sich die Regierung nun seit einigen Monaten mit anhaltenden Protesten aus den verschiedensten Lagern konfrontiert, die sogar eine Absetzung der Regierung fordern. Wichtige Akteure dabei sind auch indigene Bewegungen und soziale Organisationen, die auf ein Umdenken in der Wirtschafts- und Umweltpolitik, sowie auf eine Umsetzung von Landreformen pochen.
Gemeinsam mit, Jorge Jurado, dem Botschafter der Republik Ecuador in Deutschland, wollen wir die aktuelle Debatte aufgreifen und diskutieren. Eine Veranstaltung des Global South Studies Center (GSSC) und des Kompetenznetz Lateinamerika (KLA) der Universität zu Köln sowie der Rosa Luxemburg Stiftung NRW.

Migraciones internas, identidad étnica y cultura política: los santiagueños en Berisso (Argentina)

05.11.2015 (Mirta Lobato, Buenos Aires)

En esta presentación se analiza la configuración de una identidad étnica y cultural de los migrantes internos de Santiago del Estero, una provincia del norte argentino, en Berisso en la provincia de Buenos Aires. Se establecen las múltiples causas de la migración y los nexos existentes con las prácticas políticas a nivel nacional y local. Su estudio es importante porque ellos han estado -y continúan en el presente- en el centro de las explicaciones sobre los orígenes del peronismo, un movimiento político de gran influencia en el país.

Consecuencias políticas de la migración interna en Bolivia

12.11.2015 (Carmen Ibáñez Cueto, Köln)

Si es posible que en Bolivia hoy hablemos de un cambio de actores en la esfera política -donde electores en su mayoría cholos e indios votan por un igual- es precisamente porque este cambio es la consecuencia no buscada de un proceso de migración interna generado en los años ochenta en el país. Así entonces, resulta llamativo que los líderes sindicales más importantes e incluso la posibilidad de un presidente indígena, emerja de las llamadas zonas de colonización y no así de un ayllu, pues es aquí en las zonas de inmigración y/o
colonización donde los inmigrantes toman conciencia de su situación como actores políticos. Mineros, fabriles y campesinos son, a partir del polémico Decreto de Ley 21060, que abre las puertas del país al libre mercado, obligados a dejar sus fuentes de trabajo; ellos que habían sido la vanguardia del movimiento obrero boliviano, son obligados a buscar nuevos espacios de sobrevivencia. En este contexto zonas de colonización como el Chapare, o ciudades como El Alto o Tarija se convierten en espacios que definirán el mapa político de principios del presente siglo.

Ciudadanos, pero no iguales: los límites a los derechos de los dobles nacionales en México

19.11.2015 (Henio Hoyo, Hamburg)

En 1997-1998, México reformó su Constitución y leyes migratorias para permitir la doble nacionalidad. Ello respondió a dos causas: (1) las demandas de los migrantes mexicanos en Estados Unidos, para no perder sus derechos en México si se naturalizaban americanos; y (2) el interés de actores políticos específicos dentro de México, y del gobierno mexicano en general, de ganar 'aliados ' dentro de Estados Unidos, para así tener mayor capacidad de influencia y negociación.

Sin embargo, al mismo tiempo que se reconoció la doble nacionalidad, se estableció un sistema de discriminación legal para aquellos que decidieran tomarla. Por una parte, sólo los mexicanos por nacimiento pueden obtener otra nacionalidad. Los mexicanos por naturalización lo tienen prohibido. Por otra parte, los dobles nacionales en México enfrentan restricciones extraordinarias a sus derechos: por ejemplo, están legalmente impedidos de ocupar la mayoría de los puestos políticos, así como muchos trabajos y funciones gubernamentales. Incluso, tienen prohibido ejercer ciertos tipos de ocupaciones civiles.
De esta manera, el derecho a poseer más de una nacionalidad, que originalmente estaba orientado a beneficiar a los migrantes mexicanos en el exterior, ha resultado ser una fuente de discriminación para aquellos que viven dentro del país, o los que regresan a él. 

Asiatische Migration in die Amerikas seit der Kolonialzeit: Transpazifische Transkulturation, ethnische Zuschreibungen und Konfliktdynamiken

26.11.2015 (Albert Manke, Köln)

Mit der Expansion der iberischen Kolonialmächte in den südostasiatischen Raum begann eine Verflechtungsgeschichte, die Asien, Europa und die Amerikas dauerhaft in transkulturellen Kontakt bringen sollte. Die Etablierung der transpazifischen Handelsverbindung zwischen Acapulco und Manila im 16. Jahrhundert leitete eine neue Dynamik wirtschaftlicher, kultureller und ethnischer Austauschprozesse von globaler Bedeutung ein.
Der Fokus dieses Vortrags liegt auf freien asiatischen Migrantinnen und Migranten, die in der Kolonialzeit in die Amerikas gelangten. Transkulturationsprozesse, ethnische Zuschreibungen, Ausgrenzung und weitere Konfliktfelder werden hierbei thematisiert. Dann wird ein Bogen zu den Migrationswellen von Chinesinnen und Chinesen nach Nordamerika und in die Karibik im 19. und 20. Jahrhundert geschlagen, die eine neue Qualität der ethnischen Ab- und Ausgrenzung mit sich brachten. Parallel dazu stehen die Handlungsstrategien dieser Akteurinnen und Akteure im Mittelpunkt, die in durchaus selbstermächtigender Weise zu einer gelebten Praxis kultureller Vielfalt und gesellschaftlicher Positionierung führte.

Deutschsprachige Flüchtlinge im karibischen Raum, 1933 bis 1955

03.12.2015 (Christian Cwik, Köln)

Mit über 15.000 deutschen Flüchtlingen nahm Kuba mehr Menschen aus dem Dritten Reich auf, als jedes andere lateinamerikanische Land mit Ausnahme von Argentinien und Brasilien. Waren es am Anfang vor allem politische Flüchtlinge die sich ins karibische Exil retteten, darunter auch tausende deutsche und österreichische Brigadisten aus dem Spanischen Bürgerkrieg, so überwog ab 1938 die Gruppe der Jüdischen  
Flüchtlinge. Ziele der  Vorlesung sind (a) die Makrodimensionen der Flüchtlingsströme zu erklären (b) anhand von individuellen Flüchtlingsschicksalen die Mechanismen der Flucht verständlich zu machen sowie (c) die Situation in den jeweiligen Exilländern darzustellen.

„Indigene Migration“: Transnationalität par excellence?

10.12.2015 (Gilberto Rescher, Hamburg)

Die Migration von Angehörigen indigener Gruppen blieb ähnlich wie bei anderen ethnischen Gruppen lange Zeit sowohl in der öffentlichen Wahrnehmung als auch in der Forschung weitgehend unbeachtet. Dafür gibt es diverse Gründe, unter denen aber insbesondere die Art der Konstruktion von Forschungsfeldern und -gegenständen in einzelnen Disziplinen, sowie die Homogenitätsannahme des methodologischen Nationalismus hervorstechen. Diese resultierten in stereotypen Sichtweisen zu Migration und zu Indigenen, die eine Verbindung ausschlossen. Dies ist umso bemerkenswerter, weil es Belege dafür gibt, dass Indigene bspw. schon seit langer Zeit in Migrationsprozesse zwischen Mexiko und den USA involviert sind und möglicherweise sogar zu den ersten MigrantInnen überhaupt in diesem Kontext gehörten.
Ebenso wurden ihre Transnationalisierungs- bzw. Translokalisierungsprozesse kaum wahrgenommen. Dabei weisen sie aber verschiedene Besonderheiten auf, denn ihre translokalen Gemeinschaften scheinen gefestigter zu sein und eine höhere soziale Kohäsion aufzuweisen als bei anderen MigrantInnengruppen, wodurch ihre sozialen Verflechtungsprozesse und dabei entstehende transnationale soziale Räume stabiler sind.
In der Literatur werden diese Besonderheiten häufig mit einem noch zu bestimmenden kulturellen Element begründet. Tatsächlich gibt es aber Hinweise, dass sie vielmehr in historisch gewachsenen sozialen Ordnungen, Organisationsformen und „Citizenship“, die translokal erhalten bleiben und den Zusammenhalt dieser Gruppen stärken, sowie auf geteilten vielschichtigen Differenzerfahrungen fußen. Denn im Gegensatz zu anderen MigrantInnen, bei denen die Fremdheitserfahrung erst erlebbar wird, nachdem eine nationalstaatliche Grenze überwunden wurde, überschreiten viele indigene MigrantInnen, wie Lynn Stephens Ansatz der Transborder Lives zeigt, schon bei Verlassen des Herkunftsortes erste soziale Grenzen und haben dann aufgrund ihres gesellschaftlichen Status fortwährend die Position der „Anderen“ inne.
In diesem Sinne sind sie daran gewöhnt als anders und fremd betrachtet zu werden und zudem in vielerlei Belangen stärker auf ihre Herkunftsgemeinschaften orientiert, was ihnen trotz häufiger multipler Diskriminierung, Vorteile für ihre translokalen, sowohl internen als auch grenzüberschreitenden, Migrationsprozesse und damit verbundene soziale und kulturelle Transfers bietet. Bspw. finden individuelle und kollektive Positionierungen Eingang in Zugehörigkeitspolitiken und beeinflussen Interaktionen mit staatlichen Institutionen und Politikern im Herkunfts- und Ankunftskontext.
In diesem Vortrag wird zur Diskussion der Spezifizität indigener Migration neben generellen einleitenden Erläuterungen Bezug auf eigene ethnographische Forschungen in Zentralmexiko genommen. Zentrale Felder sind dabei die Transformation der Selbstorganisation indigener Dorfgemeinschaften ausgehend vom Wandel der Geschlechterordnungen sowie ein politischer Wandel, in dem bemerkenswerterweise entgegen prominenter Fälle aus der Literatur formale Migrantenorganisationen keine Bedeutung haben.

Einwanderung und Staatsangehörigkeit in Lateinamerika

17.12.2015 (Tobias Schwarz, Köln)

Die Staatsangehörigkeit markiert eine der Grenzen zwischen Zugehörigen und Fremden. MigrantInnen müssen die Staatsangehörigkeit des Ziellandes in der Regel erst erwerben, um zu (zumindest formal) gleichberechtigten StaatsbürgerInnen zu werden. Aus staatlicher Sicht ist die Definition der Staatsangehörigkeit daher eng mit Einwanderungsregelungen verbunden. Das Staatsangehörigkeitsrecht bestimmt sowohl, welche ImmigrantInnen eingebürgert werden können, als auch ob die Kinder von Eingewanderten als StaatsbürgerInnen oder als „Ausländer“ betrachtet werden.
Obgleich Lateinamerika als Region bekannt ist, in der das jus soli gilt, so dass alle im Inland Geborene automatisch Staatsangehörige sind, ist dieses Prinzip auch dort vielerorts umstritten. Der Vortrag führt in Grundbegriffe ein, liefert einen Überblick zur historischen Entstehung des jus soli in Lateinamerika, und erläutert die jüngere Entwicklung des Staatsangehörigkeitsrechts anhand der Debatten um temporäre Migration in der Dominikanischen Republik und in Chile.

Literaturen der Migration und ihr Selbstverständnis: zwischen Karibik, Europa und Amerika

07.01.2016 (Anja Bandau, Hannover)

Der Vortrag soll die Thematik Literatur und Migration am Beispiel der karibischen Diaspora-Literatur behandeln und auf verschiedene Beispiele aus dem 20. Jahrhundert, aber auch auf Modelle und Konzepte dieses Schreibens eingehen.

Die Bedeutung von Sprachkontakt und Migration für das yukatekische Maya

14.01.2016 (Melanie Uth, Köln)

In diesem Vortrag geht es um die Vitalität des yukatekischen Maya vor dem Hintergrund des
Sprachkontakts mit dem Spanischen und den durch sozioökonomische Umwälzungen bedingten
Migrationsbewegungen. Das yukatekische Maya wird im Südosten Mexikos auf der yukatekischen
Halbinsel (Yucatán, Quintana Roo, Campeche) gesprochen. Gemäß der Haltung lokaler Sprecher in
ethnologischen Studien, den lokalen Medien oder auch einschlägig renommierten Anthropologen
und Linguisten (Briceño Chel 2009, Sima Lozano et al. 2013), erlebte das yukatekische Maya in den
letzten zehn-zwanzig Jahren eine fulminante Aufwertung in der einheimischen und ausländischen
Bevölkerung. Das yukatekische Maya ist außerdem rechtlich und institutionell recht gut gestellt und
es gibt einen gewissen Sprachausbau in den digitalen Medien und im kulturellen Bereich. Die Haltung
gegenüber den Mayasprechern ist dagegen weit weniger positiv (Sima Lozano 2011). Zudem geht die
Anzahl von Mayasprechern in Yucatán seit den siebziger Jahren kontinuierlich zurück (Pfeiler 1997,
Mossbrucker 2001, Briceño Chel 2012) und befindet sich im Jahre 2010 auf einem neuen Tiefststand
27,5% der Gesamtbevölkerung (INEGI 2011). Im Vortrag werden wir zunächst die komplexe
soziolinguistische Lage des yukatekischen Maya näher untersuchen, um daraufhin die Auswirkungen
der Migrationsbewegung/en der letzten Jahrzehnte auf die Vitalität der Sprache zu diskutieren.

Migration und Remittances in Lateinamerika: Mittel zur Entwicklung?

21.01.2016 (Barbara Fritz, Berlin)

In vielen Ländern vor allem in Zentralamerika und der Karibik sind Remittances, die Geldüberweisungen von Migranten an ihre Familien, inzwischen zu einem wichtigen Faktor für die Ökonomien geworden. Leisten sie tatsächlich einen positiven Beitrag zur Entwicklung, wie manche internationale Entwicklungsakteure dies vertreten? Der Vortrag geht insbesondere auf die Rückwirkungen von Remittances auf die Struktur der Ökonomien und die die Verteilungswirkungen ein. Auch die Frage, ob damit die finanzielle Inklusion der Empfänger vorangetrieben wird, wird thematisiert. 

'Return Migration‘ im kolonialen Vergleich. Literarische Inszenierungen in der Karibik des 19. Jh.

28.01.2016 (Gesine Müller, Köln)

Die Karibik des 19. Jahrhunderts ist Schauplatz vielfältiger Migrationsbewegungen, die vom Sklavenhandel über die klassischen Einwanderung bis hin zu politisch motivierter Flucht und nicht zuletzt dem regen Austausch zwischen Metropolen und Kolonien reichen. Der Artikel untersucht speziell das Phänomen der Rückmigration in der Karibik anhand von Beispielen zeitgenössischer karibischer Literaturproduktion und fragt nach ihrer spezifisch literarischen Qualität, die kolonialen Dynamiken der Region zu antizipieren und zu reflektieren.

Filmvorführung mit Anwesenheit des Regisseurs: Dokumentarfilm "526"

28.1.2016, 19:30 Uhr, Raum S16

Im Rahmen der „Ringvorlesung Lateinamerika: Lateinamerika als Kontinent der Migrationen“ wird am 28.1.2016 um 19:30 Uhr in Raum S16 im Seminargebäude der Dokumentarfilm 526 gezeigt. Der Film ist allen ÖsterreicherInnen, die ihre Heimat verlassen mussten, und den vielen, denen dies nicht mehr gelang, gewidmet.
Zwischen 1934 und 1942 emigrierten 526 ÖsterreicherInnen nach Kolumbien, das bereits zu Beginn der 1930er Jahre ein Zufluchtsort für Flüchtlinge des österreichischen Bürgerkriegs war. Der Großteil der ImmigrantInnen bestand aus Jüdinnen und Juden, die nach dem "Anschluss" Österreichs nach Südamerika auswanderten. Die meisten von ihnen erreichten Kolumbien über die Hafenstadt Barranquilla. Hier und in der Hauptstadt Bogotá fanden sie eine neue Heimat, gründeten Betriebe und bauten sich ihre Existenz wieder auf. Der Film erzählt von den persönlichen Schicksalen dieser Auswanderer anhand von Archivaufnahmen und aktuellen Interviews.

Der Film dauert 52 Minuten, anschließend wird es noch Zeit für Fragen und Diskussion mit der Regisseur geben.