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Winter School Globales Lernen 2014

10.03. - 14.03.2014 Universität zu Köln

[aktualisiertes Kurzprogramm] und [Veranstaltungsplakat]

Die Winter School wird sich dem komplexen Feld des Globalen Lernens widmen und den Teilnehmenden Raum bieten, sich intensiv mit angewandten Methoden und konkreten Lernkonzepten des Globalen Lernens zu beschäftigen.

Die Veranstaltung gliedert sich hierbei in drei Blöcke:

Um Grundlagen zu schaffen soll dargestellt werden, welche theoretischen Konzepte und Definitionen sich hinter dem Begriff Globales Lernen verbergen. Hierbei werden ebenso die verschiedenen Entwicklungspfade wie auch der aktuelle Forschungsstand und aktuelle Forschungsfragen eines sich im ständigen Wandel befindenden Konzeptes dargestellt und diskutiert. Der erste Block schließt mit einem Vortrag zu konkreten Anwendungsbereichen des Globalen Lernens und der aktiven Teilnahme an einem Globalen Lernprojekt ab und kann somit für die Teilnehmenden einen direkten Bezug zur Praxis herstellen.

Der zweite Block beschäftigt sich mit dem Schwerpunktthema Rassismus in der entwicklungspolitischen Bildung. Dabei vermittelt das erste Seminar Grundlagen der Rassismuskritik und geht auf konkrete Fallstricke im Bereich Globalen Lernens ein, mit dem Ziel bei den Teilnehmenden eine Sensibilität gegenüber der Reproduktion von Rassismen anzuregen. Im zweiten Seminar werden didaktische Konzepte des Globalen Lernens vorgestellt und diskutiert, wie Themen abseits des schulischen Mainstreams und möglichst ohne Reproduktion von Stereotypen an verschiedene Zielgruppen vermittelt werden können.
Zwei ganztägige Workshops zu Critical Whiteness und Empowerment soll denTeilnehmenden anschließend Räume zur kritischen Reflexion und Erfahrungsaustausch bieten. Dabei richtet sich der Empowerment-Workshop an People of Color, Schwarze, Migrant_innen, Menschen mit Migrationshintergrund und Menschen, die von kolonialem Rassismus, antimuslismischen Rassismus und antislavischem Rassismus betroffen sind. Der Critical Whiteness Workshop richtet sich an weiße mehrheitsdeutsche Menschen, also an Personen, die in Deutschland keine Rassismuerfahrungen machen

Der dritte Block der Winterschool soll anschließend in verschiedenen Workshops zu unterschiedlichen Themen (I: kritische Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit, II: Welthandel und Globalisierung sowie III: Klimawandel) exemplarisch darstellen, wie die Praxis des Globalen Lernens konkret aussehen kann. Dabei werden einmal theoretische Grundlagen erarbeitet und diese anschließend pädagogisch aufgearbeitet sowie Methoden ausprobiert und diskutiert.

Zur inhaltlichen Vorbereitung auf die einzelnen Veranstaltungen dient ein Reader, welchen alle Teilnehmenden während der Anmeldephase erhalten.

Anmeldeverfahren und Anrechnung

Studierende der Philosophischen Fakultät sowie der Humanwissenschaftlichen Fakultät können bei erfolgreichem Abschluss 2 CP im Studium Integrale erhalten.

Hinweis: Für eine erfolgreiche Anrechnung ist eine vollständige Teilnahme an der gesamten Lehrveranstaltung notwendig sowie die Bearbeitung einer kleinen Anzahl von Fragen, die alle Teilnehmenden per E-mail ab dem 3. März erhalten werden. Diese sollen mit Hilfe des Readers beantwortet und bis Sonntag, den 9. März, zurückgesendet werden. (Aktualisierung: 26.02.2014)


Wir bitten Euch Eure Anmeldung per E-Mail an mail-clac@uni-koeln.de mit folgenden Angaben zu richten:

  • vollständiger Name

  • Matrikelnummer (für Studierende der Universität zu Köln)

  • Studienfach (für Studierende)

  • Entscheidung zwischen den Seminaren Critical Whiteness oder Empowerment

  • Angabe zur Erst- und Zweitwahl der Workshops (Entwicklungszusammenarbeit, Weltwirtschaft & Globalisierung und Klimawandel)

Außerdem wird für jede Anmeldung 20€ als Sicherheit benötigt, die der Reservierung Eures Platzes dienen und die Ihr bei Teilnahme während der ersten Winter School Tage zurückerhaltet.

Veranstaltungsprogramm - Winter School 2014

Tag 1 - Montag, 10. März 2014

09:30 - 10:00 Begrüßung
Prof Dr. Barbara Potthast (Vorsitzende des Centro Latinoaméricano de Colonia (CLAC) und des Arbeitskreis Spanien-Portugal-Lateinamerika (ASPLA))

10:00 - 11:30 Was ist Globales Lernen?
Prof. Dr Mehren (FAU Erlangen-Nürnberg)

Beschäftigt man sich der Begrifflichkeit „Globales Lernen“, so stellt man schnell fest, dass es
eine allgemein akzeptierte Definition nicht gibt. Dies liegt unter anderem darin begründet, dass
die Konzeption Globalen Lernens fortwährend neuen Einflüssen in der
bildungswissenschaftlichen und fachdidaktischen Auseinandersetzung mit
Globalisierungsprozessen unterworfen ist. In Anbetracht des sich permanent verändernden
Bezugsgegenstands Globalisierung ist vielmehr ein pluralistisches, sich ständig
weiterentwickelndes Verständnis des Begriffs angezeigt. Dadurch ergibt sich aber ein
Spannungsverhältnis zwischen der Notwendigkeit begrifflicher Klarheit und konzeptioneller
Offenheit, um anschlussfähig bezüglich zukünftiger Entwicklungen zu bleiben.
Im Rahmen des Vortrags wird demnach der Versuch einer Annäherung an das Globale Lernen
unternommen, indem verschiedene Aspekte dargelegt werden: Ausgehend von den
Herausforderungen einer Weltgesellschaft werden die Entwicklungslinien des Globalen Lernens
beginnend mit der entwicklungspolitischen Bildungsarbeit in den 1970er und 1980er Jahren über
die theoretischen Neukonzeptionierung in den 1990er bis hin zu aktuellen Entwicklungen
skizziert und unterschiedliche Diskussionslinien (handlungstheoretische Konzepte,
evolutionstheoretische Konzepte) aufgezeigt. Daran anknüpfend werden verschiedene zentrale
Bezugsdokumente (Maastrichter Erklärung, Orientierungsrahmen für den Lernbereich Globale
Entwicklung,…) vorgestellt und unterschiedliche Definitionen miteinander verglichen. Eine
weitere Schärfung erfolgt durch die Abgrenzung des Globalen Lernens von verwandten
Konzepten wie z.B. der Bildung für nachhaltige Entwicklung. Am Ende steht die Destillation von
zentralen Prinzipien des Globalen Lernens, deren Operationalisierung anhand von konkreten
Beispielen aus der Bildungsarbeit aufgezeigt wird.

11:45 – 13:15 Globales Lernen in Wissenschaft, Politik und Praxis: die Etablierung eines interdisziplinären Bildungskonzepte.
Sonja Richter (Leuphana Universität Lüneburg)

Bildungskonzepte Globalen Lernens sind Gegenstand eines relativ jungen Diskurses in wissenschaftlichen Disziplinen, die sich mit Bildungsfragen rund um entwicklungsrelevanter Themen im Kontext komplexer globaler Zusammenhänge beschäftigen. Die Besonderheit Globalen Lernens liegt neben den unterschiedlichen Interpretationsmöglichkeiten verschiedener  Disziplinen in der tiefen Praxisverankerung. Diese spiegelt sich, ebenso wie die historischen Wurzeln in der „Entwicklungspädagogik“, im aktuellen Diskurs wider. Vor diesem Hintergrund stellt dieser Vortrag aus einer erziehungswissenschaftlichen Perspektive aktuelle Positionen, Fragen und Entwicklungsmöglichkeiten rund um Globales Lernen vor.

14:15 – 15:45 Globales Lernen und Engagement-Möglichkeiten in NRW
Julia Finsterwalder (Eine Welt Netz NRW e.V.)

 
Globales Lernen ist ein komplexes Themenfeld; es verknüpft Aspekte  der Umweltbildung, Menschenrechte, entwicklungspolitische Bildung, Politik, sowie das Lernen über andere Religionen und Kulturen miteinander. Globales Lernen meint insbesondere  die Persönlichkeitsbildung im Welthorizont und orientiert sich deshalb an der Leitfrage, welche Fähigkeiten ein Mensch braucht um unter den Bedingungen einer globalisierten und gefährdeten Weltgesellschaft ein gelingendes und zugleich verantwortungsvolles Leben führen zu können. Globales lernen ist ein Lernkonzept und weist auf globale soziale, ökonomische und politische Verflechtungen hin.
 
Das Eine Welt Netz NRW ist seit 1991 Dachverband entwicklungspolitischer Vereine und Initiativen in NRW und hat neben einer PromotorInnenstelle verschiedene  Projekte des Globalen Lernens. In diesen Projekten bieten wir jungen Menschen die Möglichkeit sich für Globales Lernen einzusetzen und helfen Schulen und Initiativen dieses umzusetzen. Wie können Projekte des Globalen Lernens in der Schule, der Erwachsenenbildung oder im Rahmen der Freiwilligenarbeit aus? Im Rahmen des Vortrags werden konkrete Beispiele von Anwendungsbereichen des Konzepts sowie Engagement Möglichkeiten, mit besonderem Fokus auf NRW, vorgestellt.

16:00 - 17:30 Konsumkritischer Stadtrundgang
Nora Rütten (Kölle Global)

Kölner Dom, Rheinpromenade und Schokoladenmuseum stehen bei Kölle Global nicht auf
dem Plan. Bei uns geht es vielmehr darum, Euch, unseren ZuhörerInnen und MitgeherInnen,
neue Perspektiven auf Alltägliches zu eröffnen. Wir betrachten Lebensmitteldiscounter,
Klamottengeschäft, Elektrohändler und den Eine-Welt-Laden aus einem globalen
Blickwinkel. Denn wir alle leben jeden Tag ein globales Leben – hier in Köln und in jeder
anderen Stadt auf dieser Erde. Diese Globalität betrifft Kultur, sozialen Umgang miteinander
und die Situation unserer Umwelt mehr, als wir oft denken, bei uns und überall auf der Welt.
Du bist, was Du isst! Und wir sind, was wir kaufen! Unser Konsumverhalten bestimmt das
Gesicht der Globalisierung mit. Wie wir alle zu einem menschlicheren Gesicht und einer
gerechteren Globalisierung beitragen können, dass wollen wir auf unserem Rundgang mit
Euch diskutieren. Wir wollen aktiv werden, anstatt hinzunehmen – genauer hinschauen,
anstatt uns blenden zu lassen. Wir laden Euch alle herzlich ein, mit uns mitzugehen und eine
neue Perspektive auf Köln und die Welt zu bekommen.
Dabei habt ihr außerdem die Möglichkeit, einen Einblick zu bekommen, wie Praxis des
Globalen Lernens gestaltet werden kann.

 

Tag 2 - Dienstag, 11. März 2014

Halbtägige, im Wechsel stattfindende Seminare

9:00 - 12:30/ 13:30 - 17:00 Soziale Inklusion und Globales Lernen vor Ort
Dr. Prasad Reddy (ZSIMT)

Globales Lernen zielt darauf ab, die Zusammenhänge und Wirkungsmechanismen zwischen Ländern des globalen Südens und des globalen Nordens zu verstehen. Es will Alternativen und zukunftsfähige Handlungsstrategien auf der Grundlage geänderter Wertvorstellungen aufzeigen. Der Bildungsauftrag dabei ist u.a., Räume für Lernprozesse zu schaffen, die es ermöglichen, sich kritisch Wissen anzueignen, sich selbst und andere zu reflektieren und informiert verantwortungsvoll zu handeln. U.a. bieten zahlreiche Entsendeprogramme wie z.B. Weltwärts Möglichkeiten für junge Erwachsene, Erfahrungen mit der gesellschaftlichen Vielfalt im globalen Süden zu sammeln. Die vielfältigen global-lokalen Zusammenhänge begegnen uns aber auch jeden Tag in unserer Gesellschaft vor Ort. Es gilt, auch hier die gesellschaftliche Vielfalt auf allen Ebenen wahrzunehmen, zu reflektieren, ihr zu begegnen und sie aktiv mit zu gestalten.
Dieser Workshop befähigt die Teilnehmer/innen, mit Erfahrungen, Bereicherungen und Herausforderungen der Heterogenität (aufgrund von Herkunft, Gender, Alter, Behinderung, Religionszugehörigkeit etc.) auf allen Ebenen der Gesellschaft positiv und kritisch umzugehen. Dabei lernen die Teilnehmer/innen die erfahrungs- und prozessorientierte Methode der Anti-Bias-Arbeit und die Grundlagen der Gestaltung und Pflege der sozialen Inklusion und des Globalen Lernen vor Ort kennen.

9:00 - 12:30/ 13:30 - 17:00 Didaktik des Globalen Lernens
Jana Kemper und Sebastian Atmer (freie Bildungsreferent_innen)

Das Seminar „Didaktik des Globalen Lernens“ beschäftigt sich mit dem pädagogischen Ansatz des Globalen Lernens. Der Ansatz zeichnet sich neben dem Anspruch, eine globale Perspektive in Bildungsprozessen mitzudenken, insbesondere durch eine besondere Lehr- und Lernkultur aus. Global wird hier im Sinne von „ganzheitlich“ verstanden, und meint partizipative, interaktive und spielerische Methoden sowie Interessenorientierung und Lebensweltbezug.
Im Mittelpunkt des Seminars stehen die pädagogischen, methodischen und didaktischen Zielsetzungen von Globalem Lernen. Welche Chancen und Herausforderungen gehen mit diesen Zielsetzungen einher? Da Globales Lernen ein Teil politischer Bildung ist wird zudem ein Blick auf pädagogisch-didaktischen Grundsätze und Ziele der politischen Bildung geworfen. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Betrachtung verschiedener Zielgruppen. An wen richten sich Angebote und Bildungsmaterialien des Globalen Lernens, wen sprechen sie an und wen nicht? Anknüpfend an didaktische Vorstellung von Globalem Lernen wird der Workshop, soweit dies geht, partiziativ und interaktiv gestaltet sein und bietet damit auch die Möglichkeit, über den Inhalt einige Methoden des Globalen Lernens kennenzulernen.

 

Tag 3 - Mittwoch, 12. März 2014

Drei ganztägige, parallel stattfindende Workshops

10:00 - 18:00 Critical Whiteness
Magdalena Kissling (moment! Initiative für emanzipatorische Bildung e. V.)

Globales Lernen – Rassismus – und was hat das alles mit mir zu tun? Welches Wissen über Rassismus haben wir eigentlich und welches nicht? Worüber sprechen wir eigentlich, wen wir meinen, wir thematisieren Rassismus in Deutschland? Hast du schon mal darüber nachgedacht, weiß zu sein?
Rassismus betrifft alle Menschen einer Gesellschaft, nur eben auf sehr unterschiedliche Weise. Ein Unterschied, der in der Regel unmarkiert bleibt, aber reale Auswirkungen hat – auf den Arbeitsmarkt, den Wohnungsmarkt, vor dem Gesetz, im Alltag beim Einkaufen oder an der Uni. Wir alle sind geprägt durch eine scheinbare weiße Normalität – eine Normalität, die durch Medien, durch das Zusammensein in der Familie, durch die Schule, Uni und den Freundeskreis immer wieder bestätigt wird. Aber normal für wen? In dem Workshop geht es darum, den Blick auf das eigene Weißsein zu lenken und die Eingebundenheit der eigenen Persönlichkeit in rassistische Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen. Denn wird Rassismus nicht als rechtsextreme Gewalttat, sondern als alltägliche Erfahrung der Privilegierung und Ausschließung begriffen, dann muss Rassismus auch auf struktureller und individueller Ebene reflektiert und neue Handlungsmöglichkeiten im Kampf gegen Rassismus gesucht werden.
Für die Teilnahme ist kein Vorwissen nötig. Wichtig sind eine Offenheit für Theorieansätze und Bezeichnungen, die vielleicht neu sind, sowie ein Interesse, eigenes Wissen und Bilder bei sich wahrzunehmen mit der Bereitschaft, diese auch selbstkritisch zu hinterfragen.
Der Workshop richtet sich an weiße mehrheitsdeutsche Menschen, also an Personen, die in Deutschland keine Rassismuserfahrungen machen.

10:00 - 18:00 Critical Whiteness
Tupoka Ogette (freiberufliche Expertin für Diversity, Antidiskriminierung und Empowerment)

Woran denkst Du, wenn Du “deutsch” sagst? Wie stellst Du Dir einen “Deutschen” vor? Haben weiße Menschen Privilegien? Was haben Privilegien mit Macht und Rassismus zu tun? Was genau ist überhaupt Rassismus? Wie kann ich meine Privilegien positiv nutzen?
In diesem Workshop wollen wir eine Fokusverschiebung vornehmen:
von den Diskriminierten, hin zu den Diskriminierenden. Klassischerweise wird in Auseinandersetzungen mit Rassismus der Fokus auf Schwarze bzw. von Rassismus
diskriminierte Menschen gerichtet. Weiße wurden über Jahrhunderte hinweg als Norm etabliert. Weiß erscheint dementsprechend als „normal“ und bleibt unsichtbar. Diese Vorstellung von “Normalität” wird durch gesellschaftliche, politische und individuelle Strukturen vorgegeben und ermöglicht wiederholtes rassistisches Verhalten im Alltag. Im Sinne der Kritischen Weißseinsforschung verwenden wir Schwarz und Weiß als politische Begriffe, die auf Standorte unterschiedlicher Machterfahrung verweisen. Indem wir Weißsein sichtbar machen und Teil der Betrachtung werden lassen, stellen wir in gewisser Weise die Rassismusdebatte vom Kopf auf die Füße.
Ziel des Workshops ist es, sich mit der eigenen Position als weiße Person in einem
mehrheitlich weißen Umfeld auseinanderzusetzen. Eigene Privilegien werden erkannt und beleuchtet. Der Umgang mit sogenannten “politisch korrekten” Ausdrucksweisen wird erörtert. Wahrnehmungsgewohnheiten und eingeübte Denkstrukturen sollen bewusst gemacht und hinterfragt werden. Wir wollen in diesem Seminar unsere eigene Position innerhalb der Strukturen, in denen wir leben identifizieren und beginnen zu verstehen, wie unsere Positionen unsere individuelle Identität formen. Weiterhin soll es Ziel sein, aus der gewonnenen Klarheit über die Grenzen der eigenen Erfahrungen und Perspektiven konkrete Handlungsoptionen sowohl auf individueller als auch auf struktureller Ebene zu entwickeln.
Persönliche Verunsicherung hinzunehmen, das eigene Nicht-Wissen anzuerkennen, offen zu sein für Kritik und Wut bei der Konfrontation mit eigenem rassistischem Denken und Handeln sind Voraussetzungen zur Vermeidung universalistischer und dominanter Perspektiven. Es wird darum gehen, den Zusammenhang zwischen der eigenen Über-Priviligiertheit und der daraus folgenden De-Priviligiertheit Anderer genauer zu verstehen.
Mit dem Ziel Privilegien zu entlarven und mittels “power sharing” konstruktiv zu be/nutzen.

10:00 - 18:00 Empowerment
Maryam Mohseni (moment! Initiative für emanzipatorische Bildung e. V.)

Der Workshop richtet sich an People of Color, Schwarze, Migrant_innen, Menschen mit Migrationshintergrund und
Menschen, die von kolonialem Rassismus, antimuslismischen Rassismus und antislavischem Rassismus betroffen sind.
Ob in der Uni, im Job, abends beim Feiern oder sonst wo: Du bist – aufgrund deines Aussehens (deiner Hautfarbe oder Herkunft), deines Namens, deiner Sprache oder deiner ethnischen oder religiösen Zugehörigkeit – mit Rassismus konfrontiert?
Rassismus ist eine Alltagserfahrung von Menschen nicht-deutscher Herkunft, People of Color, Schwarzen Menschen, Migrant_innen und Menschen, deren Vorfahren eine Migrationsgeschichte haben.
Empowerment-Arbeit bietet deshalb Räume, in denen Rassismuserfahrungen geteilt und transformiert werden können. Empowerment steht für einen kraftvollen Prozess der (Selbst-)Ermächtigung und (Selbst-)Stärkung.
In einem Raum, in dem alle Erfahrungen mit Rassismus teilen können, setzen wir uns damit auseinander, was Rassismus für jede_n von uns bedeutet, wo und wie wir Rassismus erleben und welche Strategien wir dagegen haben. Wir wollen durch den Austausch ins Gespräch darüber kommen, wie wir konkret Dekolonisierung leben können und die Aufmerksamkeit mehr darauf richten können.

 

Tag 4 und 5 - Mittwoch und Donnerstag, 13. bis 14. März 2014

zweitägige, parallel stattfindende Workshops

Workshop I

10:00 - 18:00 Kritische Perspektiven auf die Entwicklungszusammenarbeit
Jana Kemper und Sebastian Atmer (freiberufliche Bildungsreferent_innen)

„Lass dir aus dem Wasser helfen oder du wirst ertrinken“, sprach der freundliche Affe und setzte den Fisch sicher auf einen Baum. (Japanisches Sprichwort)

Können die Geberländer der Öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit (ODA) den Ländern des globalen Südens tatsächlich „Entwicklung“ bringen? Wann und wie entstand die Entwicklungszusammenarbeit (EZ) als politische Strategie des globalen Nordens und mit welchem Ziel? Was bedeutet hier eigentlich „Entwicklung“, und ist sie gänzlich alternativlos? Und was hat das alles mit mir zu tun?
Diesen und weiteren Fragestellungen widmet sich der Workshop „kritische Perspektiven auf Entwicklungszusammenarbeit“. Nach einer kurzen Einführung in die maßgeblichen Entwicklungstheorien, wird ihre politische Umsetzung am Beispiel Lateinamerika historisch nachvollzogen. Dabei wird deutlich werden, dass die Entwicklungszusammenarbeit von Macht- und Herrschaftsverhältnissen geprägt ist. Diese Machtverhältnisse zeichnen sich nicht nur durch ökonomische Ungleichheitsverhältnisse aus, sondern bestehen auch – wie u.a. der Post-Developement-Ansatz zeigt – auf diskursiver Ebene. Auch der Bereich der Freiwilligendienste (z.B. das Weltwärtsprogramm) soll in dem Workshop beleuchtet werden. Ist es sinnvoll mit einem Freiwilligendienst im Süden zu „helfen“, oder kann ich globalen Problemstellungen auch vor der eigenen Haustür begegnen?
Eine kritische Reflexion der Entwicklungszusammenarbeit ist notwendig, um den Rahmen für alternative Handlungsansätze zu öffnen. Im Zentrum stehen dabei die Solidarische Ökonomie, Buen Vivir oder die Postwachstumsökonomie, Konzepte, die größten Teils aus dem globalen Süden stammen. Der Workshop bietet neben inhaltlichen Auseinandersetzungen den Raum für kritische Diskussion eigener Erfahrungen, Privilegien und Handlungsoptionen.

Workshop II

10:00 - 18:00 Verantwortung global?! Welthandelsstrukturen und Globalisierung als Themenbereich Globalen Lernens
Alina Symanzik (freiberufliche Bildungsreferentin)

Weltweiter Handel mit Gütern vielfältigster Art, ein weltumspannender Finanzmarkt, sekundenschnelle Kommunikation rund um den Erdball, scheinbar grenzenlose Mobilität, Konsumtempel in den Städten... – das alles sind Facetten globaler Entwicklungen, die wir nicht erst seit gestern erleben.
Die gegenwärtige Globalisierung und damit verbundene Welthandelsstrukturen werden jedoch einseitig von mächtigen Wirtschaftsinteressen dominiert - von großen Banken, Investmentfonds, Transnationalen Konzernen und anderen großen Kapitalbesitzer_innen. Politiker_innen treiben die Liberalisierung der Märkte und Privatisierung öffentlicher Güter im Interesse der großen Konzerne voran – eine Globalisierung von (Menschen-)Rechten und von sozialen, ökologischen oder demokratischen Standards steht dagegen nicht auf der Agenda.
Der weltumspannende und „freie“ Handel bringe Wohlstand und Entwicklung für alle – so das neoliberale Credo. Die Realität sieht jedoch anders aus. Für viele Menschen auf diesem Erdball sind diese Entwicklungen gleichbedeutend mit Landkonflikten und Vertreibung, Armut und der Verletzung von (Menschen-)Rechten – im Globalen Süden, aber auch hier direkt vor unserer Tür. Die ohnehin schon knappen natürlichen Ressourcen werden auf Kosten von Mensch und Natur verschleudert, Machtungleichheiten weiter verschärft und demokratische Mitbestimmungsrechte sukzessive abgebaut.
Der Workshop „Verantwortung global?! Welthandelsstrukturen und Globalisierung“ soll sich zum einen in Ansätzen mit den komplexen theoretischen Grundlagen in Bezug auf Globalisierung und Weltwirtschaft beschäftigen. Dabei sollen mit Hilfe interaktiver und partizipativer Methoden die oben genannten Konflikte benannt, diskutiert und mit einem kapitalismuskritischen Ansatz verknüpft werden. Ziel ist es darüber hinaus, einen Blick auf mögliche Alternativen und Handlungsoptionen zu werfen und diese kritisch zu hinterfragen (z.B. Fairtrade, Solidarische Ökonomie, bereits aktive soziale Bewegungen uvm.).
Im Anschluss an die Auseinandersetzung mit den inhaltlichen Grundlagen soll am zweiten Workshop-Tag der Frage nachgegangen werden, wie und in welcher Art und Weise das Thema „Weltwirtschaft und Globalisierung“ in Bildungsarbeit mit Jugendlichen integriert werden kann. Anhand eines exemplarischen Workshops aus der außerschulischen Bildungsarbeit sollen konkrete interaktive und partizipative Methoden des Globalen Lernens selbst ausprobiert und diskutiert werden. Besondere Berücksichtigung sollen dabei potentielle Fallstricke finden, die stereotype, rassistische bzw. kolonialistische Reproduktionen im Blick auf die Länder des Globalen Südens forcieren.

Workshop III

10:00 - 18:00 Umwelt und Klimawandel
Marianne Klute (Indonesienexpertin bei denkhausbremen)

„Ich sehe“, sagte Prof. Martin Voss schon bei einer Klimakonferenz 2007 in München „in Katastrophen und Risiken wie dem Klimawandel besonders drastische Symbole für eine schlechte Organisation des Weltganzen. Der Klimawandel führt uns diese Defizite im Organisatorischen, also in der Art und Weise, wie wir unsere Welt gestalten, vor Augen. Er zeigt uns, dass es nicht – oder zumindest nicht mehr – „die Natur“ ist, die über den „hilflosen“ Menschen hereinbricht, noch sind es andere übermächtige Kräfte.“
Katastrophen aufgrund der drastischen Klimaveränderungen sind in vielen Weltregionen bereits Alltag. Sie werden in den kommenden Jahrzehnten voraussichtlich auch unser Leben stark verändern. Es geht nicht nur um die Reduzierung der Treibhausgasemissionen oder um technische Anpassungen an die Folgen des Klimawandels, sondern um viel mehr: um umweltverträgliches Wirtschaften, um menschenwürdiges Teilhaben, um Neuorganisation internationalen Handelns und um UNS.
Der WS „Umweltprobleme und Klimawandel“ gibt den TN einen Überblick über die inhaltlichen Dimensionen des Themas und generiert  über Grundwissen hinaus Einblicke in die internationale Klimapolitik, mit Betonung der Facetten, die im Mainstream fehlen. Dabei wird der Schwerpunkt auf die kritische Betrachtung postkolonialer Ansätze der Bewältigung und Anpassung an die globalen Klimaveränderungen gelegt. Im Anschluss an die Vermittlung von inhaltlichen Grundlagen werden konkrete Methoden zum Thema „Umwelt und Klimawandel“ selbst ausprobiert und diskutiert. Der Schwerpunkt liegt dabei auf konkreten Fallstricken, die stereotype Reproduktionen beinhalten.

Am ersten Tag des Workshops „Umweltprobleme und Klimawandel“ stehen vier Einheiten auf dem Programm:
1.Einführung in das Thema „globale Klimaveränderungen“ mit Daten, Fakten, Indikatoren, Ursachen
2.Auswirkungen der Klimaveränderungen in ausgewählten Regionen (Südamerika, Pazifik, Südostasien): ökologische und soziale Folgen, demographische Folgen durch Klimamigration
3.Internationale Instrumente und zivilgesellschaftliche Handlungsmöglichkeiten: UNFCCC, REDD-plus, Waldprogramme, Diskussion um Rio +20
4.Kritische Debatte um Postkolonialismus bei Mitigation und Adaption
Der zweite Tag des Workshops dient der methodischen Anwendung der erarbeiteten Inhalte. Geplante Methoden-Workshops:
1.Methodenwerkstatt
2.Streitdiskussion: Argumentieren
3.Rollenspiel: Stakeholder-Meeting in einem konkreten Einzelfall
4.Klimakonferenz